Jüchen Krippe erinnert an Papst-Audienz

Grevenbroich · Von einem Höhepunkt in seinem Leben zehrt Theo Pesch heute noch - mit dem Fahrrad ist er 1961 zum Papst gefahren

KELZENBERG Theo Pesch aus Kelzenberg hat wieder seine Krippenlandschaft vom Speicher geholt und überlegt, wie er seine Schätze zu Weihnachten am schönsten auf fast drei Metern im Esszimmer präsentieren kann. Etliche Teile seiner Krippe hat er früher in Zeiten seiner Berufstätigkeit aus etwa 500 Holzmundspateln selbst gebastelt. Für den jetzt 73-Jährigen bedeutet diese Landschaft ein Andenken an seine Zeit vor seinem Ruhestand, in der er Krankenpfleger war.

Bis dahin war es ein weiter Weg - weit war aber auch der Weg, den Theo Pesch 1961 drei Monate lang ganz allein mit nur 300 Mark in der Tasche mit dem Fahrrad zurück legte, um nach Rom zu kommen. Auch damals galt schon: Wenn sich Theo Pesch etwas vorgenommen hatte, dann realisierte er seinen Plan. "Damals war ich gerade mal 20 Jahre jung, hatte eine entbehrungsreiche Kindheit erlebt und wollte schon alleine deshalb unbedingt zu Papst Johannes XXIII."

Heute noch amüsiert Pesch sich, wenn er daran denkt, wie unbekümmert er in Rom der Schweizer Garde begegnete. Schroff hatten ihn die Soldaten gefragt, wo er überhaupt hin wollte, und Pesch hatte ganz locker geantwortet: "Zum Papst - ich will mit ihm sprechen und komme mit dem Fahrrad von 40 Kilometer hinter Köln." Der junge Mann musste Eindruck gemacht haben, denn er bekam tatsächlich eine Audienz und sagt: "Da zehre ich heute noch von."

Theo Pesch wurde nichts geschenkt. Geboren 1941 und aufgewachsen in Priesterath als eines von sieben Kindern, hatte er nach der Volksschule keine Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, denn seine Familie war arm. "Ich wäre gerne Förster geworden", erzählt Pesch. Er musste aber als Ungelernter Geld verdienen. Nach seiner spannenden Radtour zum Papst ging Pesch im Oktober 1961 für zwei Jahre zur Bundeswehr und hatte danach erst mal keine Arbeitsstelle mehr. Doch er war immer schon ein positiv denkender Mensch und schlug sich durch. Pesch bildete sich in seiner Freizeit an der Abendschule weiter und machte im heutigen Kreiskrankenhaus Grevenbroich eine Lehre als Krankenpfleger. Dort war er seit 1975 bis zum Eintritt in den Ruhestand fast 26 Jahre tätig. Theo Pesch berichtet von einigen seiner liebsten Hobbys und sagt: "Singen war für mich immer die schönste Sache der Welt. Deshalb habe ich rund 40 Jahre bei Männerchören mit gesungen ."

Wegen seines Berufs konnte er allerdings die Chorproben nicht regelmäßig besuchen. "Seit elf Jahren - also seit dem Ruhestand - singe ich nur noch beim ,MGV Germania Garzweiler' und wurde dort Ende 2011 Vorsitzender", erzählt der Kelzenberger.

Den Beruf eines Försters konnte Theo Pesch zwar nicht erlernen - doch er machte mit 40 Jahren das so genannte "Grünabitur" - den Jagdschein - und er verrät mit einem Schmunzeln: "Ich konnte die Hasen auch gut leben lassen." Eine seiner liebsten Freizeittätigkeiten ist unverändert das Kochen.

Auch Ehefrau Rosemarie, mit der Theo Pesch seit 18 Jahren glücklich in zweiter Ehe verheiratet ist, wird oft von ihm bekocht, denn der 73-Jährige ist der Überzeugung: "Liebe geht durch den Magen - aber erst muss alles in die Pfanne."

(NGZ)
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