Jüchen Kulturfrühstück: Thema Erdogan bleibt draußen

Jüchen · Ein unpolitisches Kulturfrühstück mit dem Türkisch-Deutschen Freundeskreis wünscht sich Bürgermeister Harald Zillikens. Politische Werber für das Erdogan-Referendum würde er vor die Türe setzen.

Wenn am kommenden Sonntag der Türkisch-Deutsche Freundeskreis gemeinsam mit der Gemeinde Jüchen zum Kulturfrühstück in die Peter-Bamm-Halle einladen, dann sind fast alle willkommen. Fast alle! Denn eines will Bürgermeister Harald Zillikens, der auch Schirmherr der Veranstaltung ist, nicht: Er will das Beisamensein auf keinen Fall missbrauchen lassen zu einer Werbung für das Referendum, mit dem sich der türkische Staatspräsident Erdogan am 16. April sozusagen als Alleinherrscher einsetzen lassen will. "Ich werde von meinem Hausrecht Gebrauch machen", kündigt Zillikens an, falls sich ein Erdogan-Werber offiziell, aber auch inoffiziell in die Veranstaltung in Hochneukirch einschleichen sollte.

Er rechne zwar nicht unbedingt damit, "dass die kleine Gemeinde Jüchen im Fokus der Türkei" stehe, schränkt Zillikens ein. Er werde aber genauestens darauf achten, dass es beim Kulturfrühstück auch keine Grußworte geben werde, die nicht vom Türkischen ins Deutsche übersetzt werden. Außerdem habe der Türkisch-Deutsche Freundeskreis die Peter-Bamm-Halle ausdrücklich für eine Kulturveranstaltung von der Gemeinde gemietet: "Und nur dafür gilt die Genehmigung", betont Zillikens. Bei allem anderen könne er einschreiten und "ungebetene Gäste" notfalls auch vor die Türe setzen.

Zillikens, der bekanntlich auch selbst langjähriges Mitglied im Türkisch-deutschen Freundeskreis ist, schließt für den Sonntag denn auch aus, dass es einen zweiten Fall wie vor Kurzem in Leverkusen geben könnte. Dort war auch zunächst offiziell nur eine Kulturveranstaltung angemeldet worden, bei der aber nach zwei Stunden Tanz und Gesang plötzlich ein türkischer Minister die Bühne enterte und für ein Ja zum Erdogan-Referendum warb. "Das wird es bei uns nicht geben. Wir lassen uns nicht für eine Kundgebung missbrauchen", sagt Zillikens und fügt hinzu: "Ich will auch niemanden in der Peter-Bamm-Halle oder davor sehen, der ein politisches Plakat dabei hat."

Im Gegenteil: "Im vergangenen Jahr sind mehr als 300 Besucher zum Kulturfrühstück gekommen, und darunter waren keineswegs nur Türken, sondern eine Vielzahl von Flüchtlingen, die in Jüchen Aufnahme gefunden haben. Das Kulturfrühstück war wie ein Schmelztiegel der Nationen und Religionen, und das soll es auch bleiben", wünscht sich der Bürgermeister.

Als Zeichen der gegenseitigen Toleranz sollen übrigens vor dem Essen auch wieder Vertreter der örtlichen Kirchen und ein Imam Tischgebete sprechen: "Und Serin Alma, die Vorsitzende des Türkisch-Deutschen Freundeskreises, wird alles, was auf Türkisch gesprochen wird, auch ins Deutsche übersetzen", kündigt Zillikens an. Er freue sich auf viele Begegnungen und Gespräche und möglichst viele Besucher auch aus den Reihen der Flüchtlinge. Die Integrationsstelle der Gemeinde habe die Flüchtlinge gezielt angesprochen und zu der Begegnung eingeladen.

(NGZ)
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