Australierin in Jüchen Kulturschock mit Winter und Weihnacht

Jüchen · Die 17-jährige Australierin Jessie Fissenden erlebt bei Familie Weyer in Jüchen auf ihrer ersten Auslandsreise überhaupt zum ersten Mal die deutsche Weihnacht und den Winter, sogar mit Schnee. Bei ihr wird Weihnachten am Strand gefeiert.

 Die Gastgeberin Lena Weyer (l.) mit der 17-jährigen Australierin Jessie Fissenden, die in Jüchen zum ersten Mal einen richtigen Winter mit Schnee und das deutsche Weihnachtsfest erlebt.

Die Gastgeberin Lena Weyer (l.) mit der 17-jährigen Australierin Jessie Fissenden, die in Jüchen zum ersten Mal einen richtigen Winter mit Schnee und das deutsche Weihnachtsfest erlebt.

Foto: Gundhild Tillmanns

Weihnachten wird da, wo die 17-jährige Australierin Jessie Fissenden herkommt, am Strand gefeiert. Den Kulturschock ihres Lebens erfährt Jessie jetzt als Gast bei der Jüchener Familie Weyer: Sie erlebt nicht nur zum ersten Mal ein deutsches Weihnachtsfest. Sie hat am zweiten Advent auch zum ersten, und möglicherweise sogar zum letzten Mal in ihrem Leben echten Schnee gesehen und berührt. Denn das Weihnachtsfest in Hervey Bay, einer 90.000-Einwohner-Touristenstadt in Queensland, wird in Jessies Heimat jetzt bei sommerlichen Temperaturen gefeiert. "Wir feiern Weihnachten auch nur am 25. Dezember, dann gehen wir an den Strand und machen ein Barbecue. Dafür sind wir Australier bekannt", erzählt Jessie.

Einen Weihnachtsbaum, so wie er bei ihrer Gastfamilie an der Amselstraße zum Fest aufgestellt wird, kennt die 17-Jährige aus ihrer Heimat natürlich auch nicht: "Meine Mutter hängt zu Weihnachten aber bei uns im Garten immer Lichter in die Palmen", berichtet die Australierin, die übrigens kein Deutsch spricht. Stattdessen lernt sie Chinesisch in der High School, in der sie auch Lena Weyer kennengelernt hat.

Denn die heute 18-jährige Gymnasiastin aus Jüchen hatte 2015 ein halbes Jahr in Australien verbracht. Seither war der Kontakt nicht abgerissen. Lena war 2016 noch einmal für ein paar Wochen in Australien. Und nun nutzt Jessie die Zeit nach ihrem Schulabschluss und vor Antritt ihrer Ausbildung als Krankenschwester, um ihre deutsche Freundin noch bis Mitte Januar zu besuchen. "Ich war noch nie vorher in einem anderen Land. Und von Deutschland wusste ich nicht viel", gibt sie zu und verhehlt auch nicht: "Im Geschichtsunterricht in der Schule haben wir von Deutschland nur gelernt, dass es Hitler und den Zweiten Weltkrieg gab." Doch Jessie Fissenden wusste auch nicht, wie kalt es wirklich im Winter in Deutschland ist.

 Jessie aus Australien tobt mit dem einem im Schnee.

Jessie aus Australien tobt mit dem einem im Schnee.

Foto: Weyer

Sie hatte sich zwar - für ihre Verhältnisse - warme Sachen für die Reise gekauft. Aber Gastgebertochter Lena lieh der Freundin als Erstes gleich mal ein paar warme Wintersachen aus. "Vor allem Jessies Schuhe sind für unsere Temperaturen überhaupt nicht geeignet", stellte sie sofort fest. So ist der Besuch von Weihnachtsmärkten für die junge Australierin denn auch eine zweischneidige Angelegenheit: "Ich finde die Weihnachtsmärkte auf der einen Seite unheimlich schön, auch weil es so etwas bei uns nicht gibt. Aber wenn ich eine Weile draußen bin, möchte ich immer ganz schnell wieder ins Warme, weil ich hier so friere", gibt sie zu. Dabei steht das eigentliche Besichtigungs- und Besuchsprogramm, das Familie Weyer mit ihrem Gast plant, Jessie noch bevor: "Wir wollen noch Ausflüge nach Köln und Düsseldorf machen. In Mönchengladbach waren wir schon zum Shopping. Nach Weihnachten wollen wir noch ein paar Tage nach Berlin fahren. Und wir wollen mit Jessie auch auf jeden Fall noch in die Skihalle nach Neuss", zählt Lena auf - und die Australierin schaut plötzlich ganz ängstlich drein: "Wir können auch rodeln, statt Skifahren", wird sie von Lena Weyer sofort beruhigt. Die 18-jährige Jüchenerin, die im nächsten Jahr Abitur machen wird, hofft ebenso wie Jessie, dass die deutsch-australische Freundschaft auch noch lange anhält.

Denn Lena möchte nach dem Abitur Englisch und katholische Religion studieren, um später Lehrerin an einem Gymnasium zu werden. "Zum Englischstudium gehört auch ein Auslandssemester, das ich möglichst in Australien verbringen möchte", plant sie bereits. Und Jessie möchte jetzt Deutsch lernen, auch wenn die meisten Leute ihr entgegen kommen wollen und Englisch mit ihr sprechen. Ein kleiner Anfang ist aber schon gemacht. Auf Deutsch kann sie - übrigens in auffallend gute Aussprache- schon sagen: "Danke, bitte, mein Name ist Jessie."

(NGZ)
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