Jüchen Mehr Hilfe bei Bergschäden?

Jüchen · Risse an den Wänden, abgeplatzte Fliesen, Rohrbrüche: In Jüchen sind das Anzeichen von Bergschäden. Doch wer von RWE Power Abfindungen erhalten möchte, muss kämpfen. Die neu gegründete "Schlichtungsstelle NRW" soll Anspruchsberechtigten helfen.

Seit Jahren ist Margarete Granderaths Haus an der Birkenallee in Hochneukirch eine einzige Baustelle. "Alles ist voller Risse", sagt Granderath. "Ob im Keller, im Haus oder an der Garage, ständig platzt der Putz ab." Schon dreimal habe sie die Schäden beim Bergbauunternehmen RWE Power gemeldet. Doch dort habe man sie abgewiesen. Die Rentnerin beauftragte sogar einen privaten Gutachter, der ihr bestätigte, dass die Risse vom Bergbau stammen. "Doch RWE kümmert sich nicht darum", meint Granderath.

Das sieht Lothar Lambertz anders. Der RWE-Pressesprecher sagt: "Wir versuchen immer, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen." Nach Begutachtung der Häuser stelle sich jedoch oft heraus, dass es andere Ursachen für die vermeintlichen Bergschäden gebe – zum Beispiel tektonische Verschiebungen. "Im Jahr 2008 wurden 275 Schadensfälle gemeldet", erläutert Lambertz. Nur bei 40 Anzeigen habe RWE tatsächlich Bergschäden festgestellt.

Das Dilemma bei der Sache: RWE entscheidet selbst, welcher Fall ein Bergschaden ist und welcher nicht. Und wenn das Ergebnis der hauseigenen Gutachter feststeht, ist daran schwer zu rütteln.

Diese Erfahrung machte auch Margarete Granderath. Ihr letzter Ausweg wäre eine Klage vor Gericht. Doch dazu fühlt sie sich zu alt: "Ich bin schon 79, das schaffe ich nicht mehr", sagt Granderath.

"Einzelpersonen fällt es schwer, sich gegen RWE durchzusetzen", sagt Gerolf Hommel, Fraktionsvorsitzender der Freien Wählergemeinschaft Jüchen. Um den Interessen der Bürger Nachdruck zu verleihen, ist die FWG dem "Netzwerk Bergschäden" beigetreten. Darin haben sich Bürgerinitiativen, Politiker, Gutachter und Betroffene zusammengeschlossen, um für eine bessere Schadensregulierung bei Bergschäden zu kämpfen. "Der Druck nach oben steigt", sagt Hommel. Einen 10-Punkte-Plan haben die Netzwerker bereits erstellt. Oberstes Ziel ist der Beitritt von RWE Power zur "Schlichtungsstelle NRW". Diese Einrichtung wurde erst Anfang des Jahres gegründet. Sie hilft Opfern von Bergschäden und vermittelt zwischen Betroffenen und Bergbaufirmen.

"Wir greifen ein, damit es zu keiner Klage kommt", sagt Jens Hapke. Er ist Pressesprecher des Regionalverbandes Ruhr, dem die Schlichtungsstelle angegliedert ist. Um eine gütliche Einigung zu erreichen, arbeite die Schlichtungsstelle mit eigenen Sachverständigen zusammen, so Hapke. Dass garantiere ein unabhängiges Gutachten

Noch gehört RWE Power nicht zum Projekt: "Wir führen Gespräche mit dem Wirtschaftsministerium NRW und der Kölner Bezirksregierung", sagt RWE-Pressesprecher Lambertz. Noch sei unklar, ob und wann RWE Power Teil der Schlichtungsstelle werde. Im Ruhrgebiet hat sich die RAG Deutsche Steinkohle AG der Schlichtungsstelle bereits angeschlossen. Die Zusammenarbeit funktioniert: "Derzeit bearbeiten wir acht Fälle", sagt Jens Hapke. Gerolf Hommel von der FWG hofft auf die baldige Zusammenarbeit von RWE und der Schlichtungsstelle: "Bergbauunternehmen sollen endlich stärker in die Pflicht genommen werden!"

(RP)
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