Jüchen Mit 66 Jahren geht's für Georg Krahwinkel noch mal richtig los

Jüchen · Als Sportlehrer an der Grundschule und als Trainer in der Fußball-Landesliga beim VfL Garzweiler fängt Krahwinkel noch mal neu an.

 Es ist geschafft! Georg Krahwinkel, Trainer des VfL Jüchen-Garzweiler, bejubelt am 21. Mai 2015 den Aufstieg in die Landsliga.

Es ist geschafft! Georg Krahwinkel, Trainer des VfL Jüchen-Garzweiler, bejubelt am 21. Mai 2015 den Aufstieg in die Landsliga.

Foto: Tom Ostermann

Udo Jürgens' Hit "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an" passt wie maßgeschneidert zur jüngsten Entwicklung von Georg Krahwinkel - oder "Jolo", wie er seit seiner Kinderzeit genannt wird. Schluss gemacht hat er im vergangenen Jahr mit seinem Beruf und seinem Nebenjob mit 65 - und nun mit 66 doch noch einmal angefangen, als Lehrer und als Fußballtrainer.

Jolo hieß der Jagdhund, den Jakob Krahwinkel, Müller- und Metzgermeister in Hochneukirch, hatte. "Mein Vater hat mich als Kind oft mit auf die Jagd genommen. Und weil ich genauso treu dreinschaute wie Jolo, hat er mich Jolo genannt", erklärte Georg, wie er zu diesem Namen gekommen ist. Den ist er nicht mehr losgeworden, lebt gerne mit ihm und zeigt ihn auch mit zwei Buchstaben auf dem Nummernschild seines Autos: NE - JO. "Jolo" ist so etwas wie ein Markenzeichen geworden, im niederrheinischen Fußball, in dem er seit sechs Jahrzehnten aktiv ist, und im Gymnasium am Geroweiher in Mönchengladbach, an dem er 37 Jahre Diplom-Sportlehrer war und auch seine Kollegen ihn "Jolo" nannten.

Der Fußball hat ihn bekannt gemacht. Er hat Mannschaften bis hinauf zur Oberliga trainiert, damals dritte Liga Deutschlands, war bei Borussias Amateuren in engem Kontakt zum damaligen Cheftrainer Jupp Heynckes, beim 1. FC Viersen und SC Jülich. Fußball hat er schon als Knirps auf der Straße gespielt, dann mit sieben Jahren beim VfB Hochneukirch angefangen. "Wir sind mit der D-Jugend zweimal Kreismeister geworden - ein toller Erfolg für einen kleinen Verein."

Hochneukirch war damals so etwas wie eine kleine Talentschmiede Borussias. Zwei Spieler aus der Mannschaft, die 1970 den ersten deutschen Meistertitel an den Bökelberg holte, waren vom VfB gekommen: Gerd Zimmermann und Werner Kaiser. "Jolo" hatte den großen Sprung nicht geschafft: "Ich war zwar ein guter Techniker, aber leider nicht der Schnellste." So reichte es für ihn als Spieler bis zur Landesliga beim 1. FC Mönchengladbach.

Doch beim Sportstudium an der Deutschen Sporthochschule Köln schloss er das Sonderfach Fußball mit der Note Eins ab, wurde damit dem Deutschen Fußball-Bund gemeldet und durfte an der Ausbildung zum Fußball-Lehrer teilnehmen. Georg Krahwinkel ist als Trainer zu einer Größe im Amateurfußball am Niederrhein geworden. Begonnen hat er 1977 als Spielertrainer beim 1. FC Mönchengladbach in der Landesliga. Er ist nach den Stationen in der Oberliga und Verbandsliga 2002 in die Kreisliga B zu dem Verein zurückgekehrt, bei dem er einst als Siebenjähriger in der D-Jugend angefangen hat: dem VfB Hochneukirch. Er ist mit ihm nach drei Jahren aufgestiegen. Und hat nach einer Pause 2008 im Nachbarort den VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler in der Kreisliga A übernommen, 2015 in die Landesliga geführt - und hat aufgehört. "Mehr ist für unseren Verein nicht möglich. Der richtige Zeitpunkt aufzuhören, wenn es am schönsten ist - mit 65 Jahren", sagte er.

Die Idee vom Ruhestand hat im ersten Jahr geklappt. Aber ganz ohne Aufgabe kann "Jolo" nicht. Da kamen ihm Anfragen gerade recht, ob er wieder als Sportlehrer tätig sein möchte. "Ich war und bin Sportlehrer mit Leib und Seele, habe schon lange gewusst, ich würde gerne bis 70 oder auch länger tätig sein", sagt Krahwinkel. Und hat zugegriffen: Nun unterrichtet er an der Grundschule Rheydt-Heyden, zwölf Stunden die Woche. "Es ist schön, zu sehen, dass man mich nicht vergessen hat." Und auch der Fußball hat ihn wieder. Der Verein, bei dem er aufgehört hat, als es am schönsten war: VfL Viktoria Jüchen-Garzweiler: "Jolo" ist nun nach der Winterpause wieder der Cheftrainer. "Nicht, weil es ohne mich nicht gelaufen wäre. Sebastian Muyres und Philipp Reichartz haben tolle Arbeit geleistet, können jetzt aber nicht weitermachen, weil sie im Beruf neue Aufgaben bekommen haben", sagt er. "Aus Freundschaft zum Vorsitzenden Christoph Sommer und zu Walter Muyres bin ich wieder eingesprungen." Doch es sei kein "Rücktritt vom Rücktritt": "Meine Tätigkeit ist bis zum Saisonende begrenzt. Ziel ist, den Verbleib in der Landesliga zu schaffen."

(NGZ)
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