Jüchen Naturschützer wollen Greifvögel retten

Jüchen · Auf Kreisebene will sich der "Bund" für geschützte Tiere wie Greifvögel und Eulen einsetzen. In Jüchen setzt sich Luzie Fehrenbacher dafür ein: Sie konnte einen von vier vergifteten Mäusebussarden vor dem Tod bewahren.

 Dieser Mäusebussard hatte Glück: Er wurde von Luzie Fehrenbacher gerettet, überlebte knapp eine Vergiftung. Drei andere starben.

Dieser Mäusebussard hatte Glück: Er wurde von Luzie Fehrenbacher gerettet, überlebte knapp eine Vergiftung. Drei andere starben.

Foto: Privat

Diesen Anblick kann Luzie Fehrenbacher, Vorsitzende der Jüchener "Bund"-Gruppe, nicht vergessen: Auf einem Acker in Kelzenberg liegen drei Bussarde — tot. Ein vierter zeigt noch schwache Lebenszeichen. Fehrenbacher handelt schnell, setzt sich mit dem Umweltzentrum Schneckenhaus in Grevenbroich in Kontakt, fängt das schwer verletzte Tier ein und bringt es nach Grevenbroich.

"Das war Rettung in letzter Sekunde", erinnert sich Norbert Wolf vom Umweltzentrum Schneckenhaus. Sein Verdacht: Giftköder haben die Tiere umgebracht; Wolf erstattet Anzeige. Die glückliche Rettung des Mäusebussards im vergangenen Frühjahr lässt Luzie Fehrenbacher jetzt erneut aktiv werden: Der "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund)" ruft zum Schutz von Greifvögeln und Eulen auf.

Zwischen 2005 und 2011 wurden in ganz Nordrhein-Westfalen 320 Fälle von getöteten Greifvögeln bekannt. Doch die Naturschützer vermuten: "Die Dunkelziffer ist sehr hoch, denn die Kadaver werden oft nur durch Zufall gefunden." Geschützte Tiere mit Giftködern, Fallen oder Kugeln zu töten, stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und somit eine Straftat dar. "Wir unterscheiden bei diesen Fällen nicht nach Tierarten", erläutert Diana Drawe, Sprecherin der Polizei im Rhein-Kreis Neuss.

Angeschossene Katzen, nicht artgerecht gehaltene Haustiere gehören ebenso zur Statistik wie getötete Eulen oder Greifvögel. Im Rhein-Kreis Neuss wurden in den vergangenen Jahren nur einzelne solcher Fälle angezeigt — 2013 gehörten die drei vergifteten Mäusebussarde von Kelzenberg dazu. "Die Täter zu ermitteln, ist sehr schwierig. Man könnte sie höchstens per Zufall überraschen", weiß auch Luzie Fehrenbacher.

Umso mehr setzen die Naturschützer jetzt auf Aufklärung und Unterstützung aus der Bevölkerung. "Besonders im Frühjahr", so Fehrenbacher sollten Spaziergänger auf tote oder verletzte Greifvögel oder Eulen achten. "Wenn Tiere unnatürlich lethargisch oder verkrampft am Boden sitzen, sollte man dies umgehend bei der Polizei melden — ebenso wie Funde von Giftködern, oft sind es präparierte Fleischabfälle", so die Naturschützerin. Auf keinen Fall sollte man diese Köder berühren: "Meist handelt es sich um hochwirksame Nervengifte — die Tiere sterben, noch während sie das Fleisch im Schnabel haben."

Norbert Wolf, Umweltbeauftragter der Stadt Grevenbroich, ergänzt: "Oft gibt bereits der Zustand des Tieres Hinweise: Ein abgemagerter Vogel kann verhungert sein. Doch ein gut genährter Vogel, der plötzlich stirbt, ist auffällig — besonders, wenn er in einer Gruppe von Vögeln liegt. Die Tiere verabreden sich ja nicht zum Sterben."

Die Jagd auf Eulen, Bussard, Habicht, Sperber oder Rotmilan ist seit 1977 verboten. Die unter Artenschutz stehenden Tiere werden von Betrachtern oft wegen ihres majestätischen Flugs bewundert. Dass sie bewusst dezimiert werden, kann Luzie Fehrenbacher nicht nachvollziehen. Und: "Wer sie mit Gift tötet, gefährdet andere Wildtiere ebenso wie Hunde oder Katzen."

(NGZ)
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