Jüchen Netto-Markt wird zum Flüchtlingsheim

Jüchen · Das Land NRW hat der Gemeinde Jüchen hundert Flüchtlinge zugewiesen; sie werden morgen erwartet. Die Verwaltung lässt für sie einen leer stehenden früheren Discounter als Notunterkunft einrichten. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren.

Bagger und Container stehen vor dem früheren "Netto"-Markt an der Odenkirchener Straße. Kräfte von Fremdfirmen, Mitarbeiter des Bauhofs und der Freiwilligen Feuerwehr räumen das Gebäude aus. Sie helfen mit, es als Notunterkunft für 100 Flüchtlinge herzurichten. Viel Zeit bleibt nicht: Morgen werden die Menschen in der Gemeinde erwartet. "Wir wissen nicht, wann wer kommen wird", sagt Bürgermeister Harald Zillikens. Unklar ist, ob Singles oder Familien mit Babys oder älteren Kindern untergebracht werden müssen. "Wir sind auf alles vorbereitet", so der Verwaltungs-Chef.

Seit Freitag hat der Rhein-Kreis einen Krisenstab eingerichtet. Seitdem arbeitet auch die Jüchener Verwaltung mit Hochdruck an dieser Aufgabe. "Für uns ist die Situation vollkommen neu, wir wollen sie so gut wie möglich bewältigen", sagt Zillikens. Auf Spenden bittet er zu verzichten: "Wir sollten die Menschen erstmal ankommen lassen." Zunächst müsse man sich einen Überblick verschaffen.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat dem Rhein-Kreis Neuss am vergangenen Freitag 300 Flüchtlinge zugewiesen: 200 werden in Grevenbroich in der Sporthalle des Berufsbildungszentrums aufgenommen. Dort kamen gestern 86 Menschen an; für den Abend wurden weitere erwartet. Die übrigen hundert Flüchtlinge nimmt die Gemeinde Jüchen auf - und sie schafft Platz für weitere. "Wir richten die Unterkunft für 150 Menschen her", kündigt der Bürgermeister an. So sei man auf weitere Zuweisungen des Landes vorbereitet.

Ehe die Flüchtlinge die Notunterkunft beziehen werden, müssen sie sich ärztlich untersuchen lassen. Dazu werden Mediziner die gegenüberliegende Feuerwache nutzen. An der Odenkirchener Straßen 67 laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren: Elektrische Leitungen müssen gezogen, sanitäre Anlagen eingerichtet und eine Notausgangstür eingebaut werden. Anschließend werden Feldbetten und Matratzen aufgestellt. "Wir haben bereits ein Kontingent angelegt. Sonst müssten wir jetzt mit Lieferengpässen rechnen", sagt Harald Zillikens. Vor dem Gebäude wird ein großes Zelt aufgestellt. Dort sollen die Flüchtlinge ihre Mahlzeiten einnehmen und sich aufhalten. "Ehrenamtler und Schulsozialarbeiter sollen sich um die Ankömmlinge kümmern", so der Bürgermeister. Außerdem hat die Gemeinde einen Sicherheitsdienst verpflichtet.

Bisher leben 250 Asylbewerber im Gemeindegebiet - in Unterkünften oder in Wohnungen, die die Verwaltung angemietet hat. "Wir haben in den Unterkünften noch Platz für bis zu 30 Menschen. Das ist überschaubar", betont der Verwaltungs-Chef. Deshalb suche die Verwaltung weiter nach Wohnraum. Den letzten Mietvertrag hat Zillikens im Dammer Schützenzelt vorbereitet.

Langfristig plant der Bürgermeister den Bau einer festen Unterkunft (Kostenvolumen: rund 1,35 Millionen Euro). Das Geld ist eingeplant im Etat 2016. Ein möglicher Standort sei die Jülicher Straße. "Wir haben keine leerstehenden Bürogebäude oder Kasernen", sagt der Verwaltungs-Chef. Container seien aus Kostengründen keine Alternative.

(NGZ)
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