Jüchen Pflegepaten für alle Stolpersteine gesucht

Jüchen · Am 15. Februar werden 25 weitere Stolpersteine zum Gedenken an die in der NS-Zeit verfolgten Jüchener Juden gesetzt. Noch 17 sind geplant.

 Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat in Jüchen bereits Stolpersteine gelegt. Die nächsten verlegt er am 15. Februar.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat in Jüchen bereits Stolpersteine gelegt. Die nächsten verlegt er am 15. Februar.

Foto: Baum (Archiv)

25 weitere Stolpersteine, die am 15. Februar in Jüchen und einigen Außenorten verlegt werden, sollen an die jüdischen Mitbürger erinnern, die im Nationalsozialismus getötet, verfolgt und gequält worden sind. Mit dieser bereits dritten Stolpersteinaktion werden insgesamt 55 Gedenkstätten vor ehemals von Juden bewohnten Häusern in der Gemeinde Jüchen sowie ein Haus eines politisch Verfolgten geschaffen sein. Dazu sollen noch 17 weitere Stellen kommen, die allesamt der Familie Falkenstein gewidmet werden.

Doch dafür muss die pensionierte Realschullehrerin Monika Streger noch zuerst das Geld "erbetteln". Sie werde nach der Stolpersteinlegung am 15. Februar wieder die bewährten Sponsoren ansprechen, kündigt sie an. Ein Stolperstein aus Messing mit den von Künstlerhand geprägten Namen der Verfolgten kostet schließlich 120 Euro. Die Stolpersteine sollen aber, wie bei den vorherigen Aktionen, wieder von Gunter Demnig selbst verlegt werden. Der Kölner Künstler und Initiator dieser mittlerweile europaweiten Sühne-Aktion hat mittlerweile 56.000 Stolpersteine verlegt.

"Es war richtig schwer, überhaupt einen Termin zu bekommen. Gunter Demnig ist schon das ganze Jahr 2016 ausgebucht", berichtet Streger. Das Geld sei für diese nunmehr dritte Aktion schon länger vorhanden gewesen. Bereits im November 2014 hatte die Musikgruppe "Seiczun" ein Konzert zu ihrem 30-jährigen Bestehen gegeben und den Erlös für die Stolpersteine gespendet. Außerdem gab es laut Streger weitere private Spenden sowie Gelder von den Jüchener Parteien und Banken. Auch die Bürgerstiftung engagiere sich regelmäßig für die Stolperstein-Aktion, betont Streger.

Geboren wurde die Initiative aus einem Projekt, das sie mit ihrer damaligen Kollegin Habibe Spieß an der Realschule im Jahr 2012 startete. Doch die Realschule läuft im Jahr 2017 aus, da sie zugunsten der Sekundarschule aufgeben wurde und damit, je nach Ausgang der Anmeldungen, bald in die neue Gesamtschule Jüchen überführt wird. Hatten bislang die Realschüler nicht nur Geld für die Stolpersteine beispielsweise durch Sponsorenläufe gesammelt, so hatten sie auch die Steine gepflegt.

"Die Messingsteine müssen hin und wieder gereinigt und poliert werden, damit man die Inschriften auch lesen kann", erläutert Monika Streger. Sie sorgt sich nun um die weitere Pflege und Instandhaltung der Stolpersteine in Jüchen. Denn die Realschüler hätten kürzlich die Steine zum letzten Mal gepflegt. Nun müsse eine neue Lösung her: "Ich stelle mir Pflege-Patenschaften vor", sagt die pensionierte Lehrerin. Vielleicht meldeten sich auch Hausbesitzer als Pflegepaten, vor deren Anwesen ein Stolperstein liegt, oder Nachbarn, oder einfach Bürger, die auf diese Weise das Andenken an die ehemaligen jüdischen Mitbürger erhalten wissen möchten, hofft Monika Streger.

Mit den 25 neuen Stolpersteinen wird nun am Mitte Februar der verfolgten jüdischen Mitbürger Julius und Walter Strauss, Henriette Liffmann, Arthur, Frieda und Berta Baroch, Artur Rosentreter, Regina Lemm, Frieda Esser, Paulina Falkenstein, Erna Johanna Levi, Alex und Joachim Levi, Fritz, Marta, Berta, Walter und Victor Falkenstein, Lina Hähnlein, Kurt und Ilse Rübsteck, Hans Mahler, Hugo und Clara Cohnen gedacht.

(NGZ)
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