Jüchen Pilger sorgten selbst für Gottesdienst

Jüchen · Da gestern zwei Pfarrer bei den Gottesdiensten in St. Georg fehlten, wurden die Pilger aktiv und improvisierten. Für das nächste Jahr soll ein Notfallplan ausgearbeitet werden. An neun Tagen pilgerten 1600 Menschen zu den Nothelfern.

 Erstmals fehlten bei der Wallfahrtsoktav für zwei Frühmessen die Pfarrer. Um 7 Uhr wurden die Pilger selbst aktiv, ehe eine Stunde später Lothar Wingender (r.) und Fritz May die Gottesdienste übernahmen.

Erstmals fehlten bei der Wallfahrtsoktav für zwei Frühmessen die Pfarrer. Um 7 Uhr wurden die Pilger selbst aktiv, ehe eine Stunde später Lothar Wingender (r.) und Fritz May die Gottesdienste übernahmen.

Foto: kvm

Mut zur Improvisation war gestern morgen um sechs Uhr bei der Wallfahrtsoktav gefragt. Zwar war die Pfarrkirche St. Georg voll besetzt, doch ein Priester fehlte. "Das ist noch nie passiert", meinte Küsterin Melanie Gereke. Doch die Gläubigen halfen sich selbst, bis Pastor Lothar Wingender mit Gast-Priester Fritz May aus Kaarst die Messen um 8 und 9 Uhr las.

Im Jugendheim bereiteten die Organisatorinnen alles für das große Frühstück der mehr als 50 hungrigen Pilger aus Hemmerden, Neukirchen und Jüchen vor. Diese hatten die erste Messe am letzten Tag der Wallfahrtsoktav besucht, wollten sich danach im Jugendheim stärken. Organist Markus Mockel hatte die Gruppe aus Hemmerden begleitet - und rettete spontan die Situation: "Erstmals haben wir keinen Pastor - aber Brötchen und Kaffee sind fertig", erklärte er den etwas ratlos wartenden Gläubigen.

Dafür mussten die Frauen in der Küche etwas schneller schmieren: "Wir sind ein toll eingearbeitetes Team, jeder Handgriff sitzt," erzählten Susi Jungbluth, die Vorsitzende der Frauengemeinschaft, und Gabi Netzer, Kirchenvorstands-Vorsitzende. Beide hatten vor drei Jahren erstmals eine Bewirtung für die Pilger organisiert. Sie hatten sich gesorgt, dass sonst die lange Tradition der Wallfahrten enden und die Pilger-Ströme aus dem Umkreis von 20 Kilometern versiegen würden. Denn in Neuenhoven fehlte, nach der Schließung der "Dorfklause" im September 2011, eine Möglichkeit zur Einkehr.

Ein gutes Frühstück rettete die Situation - und um 7 Uhr musste Organist Mockel erneut organisieren, denn nun fehlte Pastor Benedikt Schnitzler aus Nettetal-Kaldenkirchen. Nun wurde ein gemeinsam improvisierter Wortgottesdienst gefeiert - von Menschen, die sich fünf Minuten zuvor noch nicht gekannt hatten: Heinz Voigt aus Neuenhoven agierte als Lektor und Klaus Jovi, der frühere Rektor aus Hemmerden, gestaltete spontan einen Wortgottesdienst. Er sprach über den Sinn von Wallfahrten, von Hoffnungen, Sehnsüchten, Enttäuschungen und Entbehrungen von Pilgern. Und dass auch die Kirche auf Pilgerschaft sei. Damit begeisterte er die Gläubigen, die ihm spontan applaudierten.

Johannes und Angela Kreuels waren trotz ihres fortgeschrittenen Alters bereits kurz nach fünf Uhr mit dem Rad gestartet. "Der Zuspruch von den Nothelfern gibt uns Kraft fürs Leben", sagen die Neukirchener. Auch aus Hemmerden kamen viele Pilger - wegen des Regens per Auto oder mit Rad und Regencape wie Heidrun Steinwartz, Hildegard Schiffer-Brand, Maria Schlömer, Hans Schiffer und Dorothea Peters, Schützenkönigin aus Hemmerden. Elf aus dieser Gruppe hatten sich beim Schützenfest zum Pilgern entschlossen - ein Entschluss, den sie ebenso wenig bereuten wie Theo Bierbaum und seine Frau Ria: Beide waren zum 42. Mal in St. Georg.

Pastor Wingender lobte den Einfallsreichtum der Gläubigen - für die nächste Wallfahrt werde ein Notfallplan organisiert - und für genügend geweihte Hostien gesorgt.

(kvm)
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