Jüchen Politik muss Schul-Frage im Herbst entscheiden

Jüchen · Ist die Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule der richtige Weg, um Fünftklässler dauerhaft in Jüchen zu halten? Und: Wie bedrohlich ist dieser Schritt für das Gymnasium? Das sind zwei wichtige Fragen rund um die Zukunft der Jüchener Schulen.

Die Jüchener Politiker stehen vor einer Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Sie müssen im Herbst darüber abstimmen, welche Schulabschlüsse die Gemeinde Jüchen ihren Kindern in Zukunft bieten kann. Bisher verfügt Jüchen über ein breites Angebot: Am Gymnasium kann das Abitur nach acht Jahren abgelegt werden, Sekundarschüler könnten es dort nach neun Jahren erreichen. An der 2015 gegründeten Sekundarschule sind zudem Haupt- und Realschulabschlüsse möglich.

Doch dieses Konstrukt scheint nicht mehr den Wünschen der Jüchener Eltern zu entsprechen. Sie haben Gesamtschulen in Mönchengladbach oder Grevenbroich statt der Sekundarschule mit ihren beiden Standorten gewählt - oder auch andere Gymnasien als das in Jüchen. Die Folge: An beiden Schulformen fehlen Kinder, beide Schulen gehen einer unsicheren Zukunft entgegen. Für die Sekundarschule hat deren Leiter Georg Broens eine klare Prognose gestellt: Sie hat in Jüchen auf Dauer keine Chance. Dafür nennt er mehrere Gründe: Die Eltern kennen die Schulform nicht, sie scheuen den Wechsel in die Oberstufe des Gymnasiums; auch die Aufteilung auf zwei Standorte ist nicht ideal. Auch wenn Jüchen nicht die einzige Kommune ist, in der eine Sekundarschule schwächelt: Dort muss bald eine Entscheidung fallen. Denn die Bezirksregierung hat klar signalisiert, dass sie einer Umwandlung in eine Gesamtschule nur zustimmen wird, wenn diese im Schuljahr 2016/17 erfolgt. Eine solche Umwandlung hätte Konsequenzen für das Gymnasium Jüchen: Es müsste mit einer zweiten Oberstufe konkurrieren. Zwar verweist Bürgermeister Harald Zillikens auf bis zu 200 Schüler, die dafür pro Jahrgang prognostiziert sind - er sieht darin eine ausreichende Basis für zwei Oberstufen. Doch die Sicherheit, die sich Eltern, Schüler und Lehrer wünschen, kann auch Zillikens nicht geben - das kann heute niemand. Denn die Schulwahl hängt von vielen Aspekten ab: Freundschaften können ebenso entscheidend sein wie effiziente Wege oder der Wohlfühl-Faktor.

Eine Variante würde die größte Wahlfreiheit bieten: Eine Gesamtschule wird eingerichtet, das Gymnasium bleibt bestehen, beide kooperieren in der Oberstufe. Die Jugendlichen könnten dann ein breites Spektrum an Leistungskursen nutzen - mehr als die Klassiker Deutsch, Mathe, Englisch und vielleicht noch Biologie. Damit könnte der Schulstandort Jüchen in Konkurrenz zu den Nachbarkommunen Stärke zeigen. Die Schüler könnten vom Haupt- und Realschulabschluss bis hin zum Abitur nach acht und neun Jahren wählen.

Für die Politiker wird es eine schwere Entscheidung. Und kaum eine andere war so wichtig für die Zukunft der Gemeinde - und für die ihrer Kinder.

(NGZ)
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