Jüchen Religionsdialog: Gott ist nicht katholisch

Jüchen · Die Gemeinschaft der katholischen Pfarrgemeinden laden die Religionen zur gemeinsamen Wertebestimmung ein. Eine Ausstellung, Vorträge und Gespräche sollen den Austausch von Christen, Muslimen, Hindus und anderen fördern.

 Ulrich Clancett, Regionaldekan und Pfarrer von St. Jakobus Jüchen, lädt zum interreligiösen Dialog über gemeinsame Werte ein.

Ulrich Clancett, Regionaldekan und Pfarrer von St. Jakobus Jüchen, lädt zum interreligiösen Dialog über gemeinsame Werte ein.

Foto: Reuter

Der Dialog der Religionen wird in Jüchen auf vielfältige Weise praktiziert. Die katholische Pfarrei St. Jakobus reiht sich dazu jetzt mit einer besonderen Ausstellung und einer Veranstaltungsreihe ein. Ein eindrucksvolles Beispiel für gelebte Toleranz gegenüber anderen Religionen gibt es zum Beispiel auch in Hochneukirch, wo die katholische Pfarrei St. Panthaleon jetzt am Sonntag sogar zu Führungen durch den benachbarten Hindutempel im Rahmen ihres Gemeindefestes einlädt. Auch den Dialog mit muslimischen Mitbürgern pflegen die Jüchener Kirchengemeinden, katholische und evangelische gleichermaßen, vor allem auch in ihren Treffpunkten und Hilfsangeboten für Flüchtlinge.

 Mit dem Hindutempel in Hochneukirch pflegt die dortige Pfarrgemeinde St. Panthaleon einen freundschaftlichen Austausch.

Mit dem Hindutempel in Hochneukirch pflegt die dortige Pfarrgemeinde St. Panthaleon einen freundschaftlichen Austausch.

Foto: Tillmanns

Ulrich Clancett, Regionaldekan und Pfarrer von St. Jakobus, holt jetzt die Ausstellung mit dem Titel "Stiftung Weltethos - auf Tour kreuz und quer durch den deutschsprachigen Raum" in "seine" Kirche und präsentiert sie dort vom 17. September bis zum 19. Oktober. Das Begleitprogramm dazu wird vom Pastoralteam der Gemeinschaft der Gemeinden Jüchen (GdG Jüchen) mit Begegnungen, Gesprächen und Vorträgen gestaltet.

Die Idee eines "Weltethos" hat der kämpferische Theologe Hans Küng entwickelt und 1993 erstmals in seinem gleichnamigen Buch vorgestellt. Küng sagt: "Eine Weltepoche, die anders als jede frühere geprägt ist durch Weltpolitik, Welttechnologie, Weltwirtschaft und Weltzivilisation, bedarf eines Weltethos." Darunter versteht der Theologe und Philosoph eine Aufforderung die Menschen, das Beste aus den religiösen Vorstellungen der Weltreligionen zusammen zu tragen und Schlüsse für das Zusammenleben der Menschen daraus zu ziehen. So soll ein gutes und konstruktives Zusammenleben ermöglicht werden mit der Basis gemeinsamer Grund-werte.

Zum Programm gehört auch ein Abend zum Dialog der Religionen, in den Schüler und Jugendliche, die sich auf die Firmung vorbereiten, einbezogen werden. Er wird in Zusammenarbeit mit dem Team Welcome der GdG Jüchen, das sich in der Flüchtlingsarbeit engagiert, gestaltet. Pastoralreferentin Ingrid Scholz sagt dazu: "Die friedvolle Entwicklung der Zukunft liegt sehr vielen Menschen am Herzen. Nur extreme Positionen oder Interpretationen in den verschiedenen Religionen verfolgen andere Wege."

Start des Programms ist mit der offiziellen Ausstellungseröffnung am 24. September mit der Concert Band des Gymnasiums Jüchen und Kirchenmusiker Wilhelm Junker. Im Mittelpunkt des Nachmittags steht ein interreligiöses Friedensgebet.

"Gott ist nicht katholisch", heißt es provokativ in der folgenden Vortragsfolge (am 5. Oktober) mit Pastoralreferent Wolfgang Funke. Er geht der Frage nach: Glauben Juden, Christen und Muslime an denselben Gott?

Auch ein Gottesdienst wird in der Veranstaltungsreihe im Hörfunk aus St. Jakobus übertragen. Ulrich Clancett predigt am Sonntag, 15. Oktober, im Gottesdienst ab 10.05 Uhr, für die Jüchener und für die "Radiogemeinde" über das gemeinsame Eintreten der Weltreligionen für Werte und Normen des menschlichen Zusammenlebens. Und wie unverzichtbar der interreligiöse und -kulturelle Dialog ist, will auch ein Referent des Bistums bei seinem Vortrag herausarbeiten.

(NGZ)
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