Jüchen Retter helfen den Kröten über die Straße

Jüchen · Die Krötenwanderung ist in vollem Gange: Viele hundert Tiere wollen jetzt schubweise zum Laichen ans Wasser. Die K 25 durchkreuzt ihren Weg. Helfer des Nabu bringen die Amphibien bei Schloss Dyck sicher auf die andere Straßenseite.

 Diese Erdkröte, ein männliches Exemplar, kam am Zaun nicht weiter. Thiedig und Kuhn retteten das Tier und brachten es sicher auf die andere Straßenseite.

Diese Erdkröte, ein männliches Exemplar, kam am Zaun nicht weiter. Thiedig und Kuhn retteten das Tier und brachten es sicher auf die andere Straßenseite.

Foto: Kandzorra Christian

Es ist kalt, spät - und überhaupt ungemütlich auf dem menschenleeren Parkplatz vor dem Obstverkauf von Schloss Dyck. Zu so später Stunde haben die Tiere das Areal für sich. Während im Hintergrund Gänse schnattern, machen sich Swen Thiedig und Rudolf Kuhn vom Naturschutzbund (Nabu) auf den Weg. Ihr Ziel: der Krötenzaun hinter der Leitplanke an der Kreisstraße 25, die am Schloss vorbeiführt. Momentan ist Krötenwanderung, also die Zeit, in der binnen weniger Stunden bis zu 500 Amphibien den Wald verlassen und sich zum Laichen ans Wasser begeben. Die Straße durchkreuzt den Weg der Tiere; der rund 40 Zentimeter hohe Plastikzaun soll sie vor dem gefährlichen Straßenverkehr schützen und so vor dem Tod bewahren. "Der Zaun ist etwa 400 Meter lang. Auf der Strecke sind zehn Eimer im Boden eingelassen, in die die Kröten fallen, wenn sie sich am Zaun entlang bewegen", erklärt Rudolf Kuhn. Er ist Mitglied der Nabu-Ortsgruppe Jüchen und zählt zu den zehn ehrenamtlichen Helfern, die die Kröten morgens und abends aus den Eimern holen und sie auf der anderen Straßenseite wieder aussetzen.

Das machen sie schon seit einigen Wochen. "Manchmal zählen wir knapp 500 Tiere in den Eimern. Manchmal ist aber auch gar keine Kröte darin", berichtet Swen Thiedig. Die Tiere kämen in Schüben, außerdem würden sie sich nur bei bestimmten Bedingungen auf die Wanderung begeben. "Es muss mindestens fünf Grad warm und am besten feucht sein. Das sind ideale Bedingungen." Tatsächlich hat sich die Methode mit dem vom Kreistiefbauamt aufgestellten Plastikzaun in den vergangenen Jahren bewährt. Dadurch sind deutlich weniger Kröten, die unterwegs gerne auf dem warmen Asphalt verweilen, von Autos überfahren worden. "Manchmal sind so viele Tiere in den Eimern, dass wir bis zu zwei Stunden damit beschäftigt sind, sie auf die andere Seite zu bringen", berichtet Thiedig, der oft mit Kuhn an der Kreisstraße unterwegs ist. Die beiden sind inzwischen ein eingespieltes Team. Was sie jedoch genau erwartet, wissen sie nie vorher.

 Ein eingespieltes Team: Swen Thiedig (links) und Rudolf Kuhn von der Nabu-Ortsgruppe Jüchen sammeln Amphibien ein, die zum Laichen die Kreisstraße 25 am Schloss Dyck überqueren müssen. Sie engagieren sich aus Liebe zur Natur.

Ein eingespieltes Team: Swen Thiedig (links) und Rudolf Kuhn von der Nabu-Ortsgruppe Jüchen sammeln Amphibien ein, die zum Laichen die Kreisstraße 25 am Schloss Dyck überqueren müssen. Sie engagieren sich aus Liebe zur Natur.

Foto: cka

An diesem Abend ist es erstaunlich ruhig hinter dem Krötenzaun. Kein Gequake, keine Bewegungen am Boden - und die Eimer: leer. "Wenn wir mal gar keine Kröten finden, macht es natürlich weniger Spaß", erzählt Rudolf Kuhn und geht Schritt für Schritt vorsichtig durch das unwegsame Gelände hinter der Leitplanke. Sein Kollege Swen Thiedig durchwühlt einen Eimer nach dem anderen, vergebens. Doch: Zwischen Eimer 6 und Eimer 7 bemerken sie doch noch eine Kröte, die am Zaun sitzt. Die Nabu-Männer erkennen sofort: Es handelt sich um ein Männchen; um eins, das auf die andere Seite will. Sie bringen die Erdkröte sicher vom Waldstück auf die Wasserseite. Die Aufgabe übernehmen die beiden gerne, aus Liebe zur Natur, wie sie sagen: "Wir sind gerne draußen und helfen den Tieren." Tatsächlich müssen sie bei ihren Touren gut aufpassen und stets Warnwesten tragen, denn kaum ein Autofahrer hält sich auf dem Abschnitt an das Tempolimit von 50 Stundenkilometern. Von einer großen Gefahr wollen die Naturfreunde allerdings nicht sprechen. "Wir sind ja die meiste Zeit hinter der Leitplanke", sagt Thiedig.

(cka)
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