Jüchen RWE öffnet Landwirtschaftszentrum

Jüchen · Von Jüchen aus werden Fachleute für Rekultivierung die Flächen der Tagebaue Garzweiler, Inden und Hambach in wertvolles Ackerland verwandeln. Zehn Mitarbeiter bereiten die Felder für die Übergabe an Landwirte vor.

Der Vielheckerhof an der Grubenrandstraße ist das neue Landwirtschaftszentrum von RWE Power. Von dort aus kümmert sich Werner Sihorsch (58) mit neun Experten aus dem Bereich Rekultivierung um künftige Felder. Der umgebaute Bauernhof ersetzt zwei kleinere Schirrhöfe bei Grevenbroich-Gindorf und Bergheim.

Die Flächen für Bauern vorzubereiten, die dort Möhren, Kartoffeln oder Wintergerste anpflanzen - das ist eine der Aufgaben des Landwirtschaftszentrums. "Dabei gehen wir in zwei Schritten vor", erläutert Sihorsch. Drei Jahre dauert es, die Äcker zu aktivieren, vier weitere Jahre, um den Ertrag zu steigern. Für Sihorsch ist Landwirtschaft auf den früheren Tagebau-Flächen eine Erfolgsgeschichte: "Zu über 90 Prozent" verlaufe sie erfolgreich. Bei Problemen werde nachgesteuert, etwa durch Lockerung des Bodens oder durch Zugabe von Nährstoffen. Zurzeit bewirtschaften Experten im Rheinischen Revier 1400 Hektar Neuland. Ab 2017/18 werden nach den Tagebauen Garzweiler und Inden auch Flächen am Tagebau Hambach hinzukommen.

"Bei der Rekultivierung erzeugen wir aber auch eine Landschaft, die von wildlebenden Arten wie Feldlerche oder -hase neu besiedelt werden soll", erläutert der Fachmann. So seien zahlreiche Pflanzen nötig, um ein Biotop mit Insekten, Vögeln und anderen Lebewesen zu schaffen. Weiterhin sollen die rekultivierten Flächen der Naherholung dienen. "Uns ist wichtig, dass die Menschen die Flächen als Heimat annehmen", sagt Sihorsch. Ein Beispiel: In Königshoven wurde eine Kapelle aufgebaut. In Jüchen haben jetzt die Planungen für eine neue Erinnerungsstätte an den alten Ort Garzweiler begonnen.

Alois Herbst, bei RWE Power Leiter für Umsiedlung und Flächenmanagement, ist zufrieden: "Die Nachfrage nach unseren Neulandflächen ist weiterhin hoch." Dies zeige, dass die Rekultivierungsflächen den Anforderungen der modernen Landwirtschaft genügen. Jüchen am nördlichen Rand des Tagebaus Garzweiler sei der ideale Standort für ein Landwirtschaftszentrum, da es den Anschluss an Rekultivierungsgebiete der kommenden Jahre biete.

Bürgermeister Harald Zillikens zeigte sich gestern bei der offiziellen Eröffnung zufrieden, dass das Landwirtschaftszentrum in Jüchen liegt. Er erinnerte daran, dass der Tagebau rund 30 Quadratkilometer des 72 Quadratkilometer großen Gemeindegebiets beansprucht. Der rekultivierte Boden soll nicht nur für den Ackerbau genutzt werden: "Jüchen plant mit RWE und Grevenbroich ein Gewerbegebiet an der A 540". Er wolle auch den informellen Planungsverband, zu dem Jüchen mit den Kommunen Mönchengladbach, Erkelenz und Titz gehört, an den Planungen für die Zeit nach der Braunkohleförderung beteiligen.

(NGZ)
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