Jüchen Schlicher sanieren ihre St.-Josef-Kapelle

Jüchen · Mit Spenden, Fest-Erlösen und mit viel Eigenleistung sanieren die Dorfbewohner jetzt das kleine, 125 Jahre alte Gotteshaus im Ort.

 Hermann-Josef Classen und viele andere Helfer haben die Kapelle ausgeräumt, jetzt kann sie renoviert werden.

Hermann-Josef Classen und viele andere Helfer haben die Kapelle ausgeräumt, jetzt kann sie renoviert werden.

Foto: L. Berns

Aus seiner Nische über der Eingangstür blickt die Josefsfigur auf das Treiben unter ihr: Der Altar und die Bänke wurden anderswo gelagert, die St -Josef-Kapelle in Schlich ist bereit für die anstehende Erneuerung. Mit großem Engagement sanieren die Schlicher ihr kleines Gotteshaus - auch sonst kümmern sie sich liebevoll um ihr Kirchlein und dessen Umfeld.

Hermann-Josef Classen, einer der Helfer, weist im Innenraum auf lange Risse an den Wänden, die beseitigt werden sollen. "Die Sanierung muss sein", betont der 59-Jährige. "Der aus den 80er Jahren stammende Putz bröckelt ab." Nun soll ein spezieller Gewebe-Putz aufgetragen werden - der verhindere, dass sich Risse wieder öffnen. Darüber komme ein wetterbeständiger Putz.

Die Kapelle wird nicht geheizt, ist größeren Temperaturschwankungen ausgesetzt. Schließlich erhält der Innenraum einen neuen Anstrich. "Den erstellen wir in Eigenleistung", erklärt Classen. Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, danach soll die Kapelle neu gesegnet werden.

Für die Handwerksarbeiten, die in Auftrag gegeben werden, muss das Dorf in die Tasche greifen. "Das Geld dafür ist da", sagt der gebürtige Schlicher. Allein 1700 Euro brachten Erlöse beim Fest zum 125-jährigen Bestehen der Kapelle im April. Mit Spenden und Erlösen etwa von St. Martin und vom Tannenbaumschmücken seien insgesamt rund 4000 Euro zusammengekommen. Keine Kleinigkeit bei einer Einwohnerzahl von rund 250 Menschen.

Im 19. Jahrhundert hatte sich an der Stelle der Kapelle ein Pfuhl, ein Dorftümpel befunden. Nachdem darin ein Kind ertrunken war, schütteten die Schlicher den Teich zu und errichteten die Kapelle. 1892 wurde die St. Josef-Kapelle eingesegnet. Die Finanzierung stellten die Dorfbewohner aus eigener Kraft sowie mit einer namhaften Spende von Fürst Leopold zu Salm-Reifferscheid-Dyck sicher.

Unter anderem an Fronleichnam, beim 1. Mai-Gottesdienst mit Fahrzeugsegnung, für Rosenkranzgebete oder bei Festen wird das Gotteshaus genutzt. Vor acht Jahren heirateten Nina und Richard Classen, der Sohn von Hermann-Josef Classen, in der Kapelle, bislang ist es die einzige Trauung dort. Zwei Töchter der beiden wurden dort getauft.

Der Gemeinschaftssinn der Schlicher für ihr Gotteshaus ist bis heute erhalten geblieben. "Die Kapelle wird vom Dorf in seiner Gesamtheit gepflegt", erklärt Hermann-Josef Classen. "Wenn etwas zu erledigen ist, beispielsweise beim Ausräumen, sind rasch zehn Menschen zur Stelle." Bei der Sanierung würden rund 20 Schlicher mithelfen.

All das Engagement sieht man der Kapelle und den Beeten davor deutlich an. Immer wieder wird etwas erneuert. 2008 wurde der Kapellen-Vorplatz neu gestaltet und gepflastert. Der Maiclub im Ort, die Organisatoren des Martinsfestes und Weihnachtsbaumschmückens sorgten ebenso für die Finanzierung wie andere Spender. 2010 wurde ein elektrisches Läutewerk eingebaut, die Glocke im Türmchen läutet um 12 und 19 Uhr. 2015 wurde die Eingangstür erneuert, natürlich stemmten die Schlicher gemeinschaftlich auch diese Finanzierung.

(NGZ)
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