Jüchen St. Martin löscht Feuer auf dem Rhein

Jüchen · Der Gierather Heinz-Gerd Schroeder ist ein Allrounder in Ehrenamt und Beruf: Als Sankt Martin und Nikolaus, als Leiter der Rheinlöschbootstation, als Vereinsmensch rundum, gilt für ihn in erster Linie: "Wenn die Feuerwehr ruft, bin ich da!"

 Als Freiwilliger ist Heinz-Gerd Schroeder eine wichtige Stütze für den Löschzug Gierath.

Als Freiwilliger ist Heinz-Gerd Schroeder eine wichtige Stütze für den Löschzug Gierath.

Foto: Georg Salzburg

Mit nackten Beinen und im Römerkostüm trotzt Heinz-Gerd Schroeder aus Gierath jetzt wieder in seiner Rolle als Sankt Martin hoch zu Ross dem nasskalten November: "Die Römer hatten auch keine Strumpfhosen", sagt der 53-Jährige mit dem markanten Schnäuzer lachend. Schroeder ist ein Allrounder in Ehrenamt und Beruf. Er ist in allen möglichen Höhen, Elementen und Rollen zu Hause: Der Freiwillige Feuerwehrmann ist eine der wichtigsten Stützen im Löschzug Gierath, für seine Rolle als Sankt Martin hat er vor Jahren eigens das Reiten erlernt. Und den Nikolaus gibt er alljährlich ebenso überzeugend wie in früheren Zeiten auch mal den Weihnachtsmann. Beruflich sticht Schroeder mittlerweile "in See" - die vielen Menschen, die er als Leiter der Feuerlöschbootsstation Düsseldorf schon aus dem Rhein gerettet hat, zählte er nicht: "Ich bin vorher auch mal ein Jahr lang auf dem Notarztwagen mitgefahren. Da habe ich zuerst noch die Fälle gezählt, aber das habe ich längst aufgegeben", sagt Schroeder.

 Als Sankt Martin reitet Heinz-Gerd Schroeder jetzt wieder durch Gierath.

Als Sankt Martin reitet Heinz-Gerd Schroeder jetzt wieder durch Gierath.

Foto: Georg Salzburg

Für seinen aktuellen Beruf machte er ein Rheinschifffahrtspatent, für die Freiwillige Feuerwehr, in die er mit 16 Jahren aufgenommen wurde, die "Truppmann-Ausbildungen", wie es in seiner Jugendzeit noch hieß. Nach einem Lehrgang zum Brandmeister folgte zunächst eine Zeit als Schaffner bei der Eisenbahn: "Da konnte ich den Nachbarn in Gierath erzählen, wie weit ich in der Welt herumkam. Dabei habe ich immer nur die Bahnhöfe gesehen", erzählt Schroeder lachend. Schließlich wurde er Bahnpolizist im Kölner Hauptbahnhof, bevor es ihn aufs Wasser zog. Eigentlich hat auch für den 53-Jährigen der Tag nur 24 Stunden, aber Schroeder rechnet eben anders: "Der Tag hat 24 Stunden, aber die Nacht hat noch mal zwölf Stunden dazu. Da kann man schon eine ganze Menge draus machen", sagt er schalkhaft. Denn schließlich gehört auch der Vielbeschäftigte, wenn es irgend möglich ist, zu den Einsatzkräften des Löschzugs Gierath, die immer häufiger auch nachts ausrücken müssen. Und für das stetig zunehmende Einsatzaufkommen hat er seine ganz eigene Erklärung: "Früher wussten sich die Leute auch in der Nachbarschaft besser selbst zu helfen. Jetzt ziehen aber immer mehr Städter nach Jüchen, und die sind nun mal eben hilflose Wesen", stellt der erfahrene Retter fest, der ehrenamtlich an seinen "36-Stunden-Tagen" übrigens auch noch im Kirchenvorstand, im Kirchengemeindeverband, im Bürgerschützenverein und im Karnevalsverein mitmischt.

In Zahlen bedeutet dies neben den ungezählten Einsatzstunden alleine jetzt wieder etwa 25 Auftritte als Nikolaus und zwei Martinszüge. Seit 22 Jahren darf der Mann mit dem kunstvoll gezwirbelten Schnurrbart keine Karnevalssession in der Bütt fehlen. Und wenn er mit 60 Jahren aus dem öffentlichen Dienst ins Pensionärsdasein wechseln muss, dann will sich Schroeder vermehrt der Ausbildung des Feuerwehrnachwuchses annehmen. Außerdem steht für den Gierather aus Überzeugung, der in seinem Leben bisher nur ein halbes Jahr während seiner Ausbildung woanders, nämlich in München, gewohnt hat und dort sehr bald Heimweh bekam, auch für die Zukunft fest: "Wenn die Feuerwehr ruft, dann bin ich da!"

(NGZ)
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