Jüchen Stadt will den Neurather See los werden

Grevenbroich · Grevenbroich hat den Unterhalt seiner Gewässer an den Erftverband übertragen. So spart die Kämmerin Geld. Ob auch der Neurather See diesen Weg gehen kann, ist noch nicht entschieden. Experten analysieren jetzt die Wasserqualität.

 Der Neurather See verdankt seine Entstehung dem Tagebau. Derzeit wird er mit Kühlwasser aus dem Kraftwerk Neurath gespeist. Seine Wasserqualität gilt als gut. Doch was geschieht, wenn das Grundwasser steigt?

Der Neurather See verdankt seine Entstehung dem Tagebau. Derzeit wird er mit Kühlwasser aus dem Kraftwerk Neurath gespeist. Seine Wasserqualität gilt als gut. Doch was geschieht, wenn das Grundwasser steigt?

Foto: Lothar Berns

Der Erftverband sammelt Daten zur Wasser-Qualität am Neurather See. Damit bereitet er eine Entscheidung zur Zukunft dieses Gewässers vor. Bereits 2013 hatte er alle Gewässer von der Stadt Grevenbroich übernommen. Sie spart damit und muss statt 140 000 Euro an die Wirtschaftsbetriebe lediglich 44 000 Euro jährlich an den Verband zahlen. Deshalb kann sich die Stadtverwaltung auch die Abgabe des Neurather See vorstellen. "Allerdings ist diese Diskussion noch nicht abgeschlossen", erläutert Norbert Wolf, der städtische Umweltbeauftragte. So müsse geklärt werden, wer in Zukunft das verbotene Schwimmen am See kontrolliere oder die Papierkörbe leere.

Mit einem Boot zur tiefsten Stelle des Neurather Sees und Proben ziehen - das werden Mitarbeiter des Erftverbands schon jetzt häufiger tun. "Die Stadt hat uns gebeten, das Gewässer künftig regelmäßig zu untersuchen", sagt Ingenieur Hinrich Doering vom Erftverband. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren - wie lange, steht noch nicht fest - sollen Experten die Entwicklung des Tagebau-Restsees beobachten. Die Wasserqualität sowie die Tier- und Pflanzenwelt regelmäßig zu untersuchen: Das gehört zu den Kernaufgaben des Erftverbands, etwa bei Nebengewässern der Erft. Diese regelmäßigen Kontrollen bilden die Grundlage für ein jeweiliges Gewässer-Entwicklungskonzept. Wie die Proben entnommen werden, erklärt Biologe Udo Rose (55): "Mit einem Boot steuern wir die tiefste Stelle des Sees an, entnehmen dann mit einem Spezialgerät aus unterschiedlichen Wasser-Tiefen Proben." So erhalte man Informationen über die einzelnen Schichten des Sees. Untersucht würden etwa der Sauerstoff- und der Nährstoff-Gehalt des Wassers.

Zwei Mal haben die Mitarbeiter des Erftverbands bereits den Neurather See befahren: das zweite Mal vor wenigen Wochen. Diese Ergebnisse liegen Udo Rose zwar noch nicht vor. Er geht aber davon aus, dass der Neurather See eine "gute Qualität" besitzt. Untermauert wird diese Einschätzung durch ein Projekt der Tauchsportgemeinschaft Grevenbroich (TSG): Kinder und Jugendliche hatten mit ihren Betreuern mehrfach im See getaucht, Pflanzen und Lebewesen gesammelt, die Proben analysiert. Zu den Helfern am Ufer und im Labor gehörte auch Udo Rose: "Bereits dabei hat sich gezeigt, dass die Wasserqualität gut ist. Zudem weist der See eine große Vielfalt an Wasserpflanzen, Fischen und Insekten auf." Für den Biologen wird die Entwicklung des Sees spannend bleiben: "Nämlich dann, wenn er wieder mit ansteigendem Grundwasser versorgt wird." Zurzeit wird der Neurather See mit Kühlwasser aus dem Kraftwerk Neurath versorgt.

Die Analysen der jungen Taucher und des Erftverbands werden wieder auf den Tisch kommen, sobald über die Übernahme des Gewässers gesprochen wird. "Wir setzen uns dann noch mal alle zusammen", kündigt Norbert Wolf an. Ein Termin dazu wurde allerdings bislang noch nicht vereinbart.

(NGZ)
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