Jüchen Tamilen und Deutsche helfen Flüchtlingen

Jüchen · Vor 30 Jahren kamen rund 150 Flüchtlinge aus Sri Lanka nach Jüchen. Heute kümmern sich einige von ihnen im tamilisch-deutschen Freundeskreis um Neuankömmlinge aus den Krisengebieten - und helfen im alltäglichen Leben.

Jüchen: Tamilen und Deutsche helfen Flüchtlingen
Foto: michael reuter

Als nach Pogromen und heftigen Auseinandersetzungen Anfang der 1980er Jahre ein Bürgerkrieg zwischen Singhalesen und Tamilen in Sri Lanka ausbrach, flüchteten viele Tamilen nach Europa und Deutschland. Im August 1984 suchten einige von ihnen auch eine neue Heimat in Hochneukirch. "Ich erinnere mich noch sehr gut daran", sagt Hildegard Kux. Die Hochneukircherin ist Frau der ersten Stunde im tamilisch-deutschen Freundeskreis, der sich für die Integration stark macht.

Heute sind die Flüchtlinge von damals längst integriert und in Deutschland angekommen. Viele von ihnen helfen jetzt neuen Asylbewerbern, die aus den internationalen Krisengebieten flüchten und im Gemeindegebiet untergebracht werden.

Auch mehr als 30 Jahre nach der Flüchtlingswelle aus Sri Lanka ist die Unterstützung des Freundeskreises stark gefragt. "Sei es beim Ausfüllen von Formularen oder bei alltäglichen Dingen", sagt Hildegard Kux. Die 67-Jährige berühren noch heute die Schicksale der Menschen, die in Deutschland Schutz suchen.

Damit ist sie nicht allein. "Wir wissen, wie schwer es unsere Eltern damals hatten", sagt Piriya Sentilkumar (26). Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, Flüchtlingen zu helfen, die aus aktuellen Krisenregionen kommen. Sie zählt zur zweiten Generation der tamilischen Bürger in Jüchen und unterstützt etwa afrikanische Flüchtlinge beim Lernen der deutschen Sprache und engagiert sich im tamilisch-deutschen Freundeskreis.

Zum "harten Kern" der offenen Gruppe zählen neben Piriya Sentilkumar und Hildegard Kux rund 50 weitere Menschen - darunter auch Ute Schwieren aus Spenrath. Sie stieß mit der Flüchtlingswelle zu Zeiten der Jugoslawienkriege zum Freundeskreis und ist aktuell etwa in der Einzelhilfe aktiv. Schwieren berät Flüchtlinge auch in komplizierten Fällen. "Viele von ihnen müssen sich in Deutschland ganz neu zurechtfinden, alltägliche Dinge wie das Einkaufen oder Bahnfahren lernen", schildert die Spenratherin, die - wenn es sein muss - auch schon mal spontan rausfährt und sich um Flüchtlinge kümmert.

"Es ist nach wie vor schwierig für sie, hier Fuß zu fassen. Auch wenn sich im Vergleich zu den 1980er Jahren einiges gebessert hat", sagt Hildegard Kux. Sie war damals vom örtlichen Pfarrer gefragt worden, ob sie sich vorstellen könne, die tamilischen Flüchtlinge zu unterstützen. Kux spricht gut Englisch und war auch zu dieser Zeit schon in der Kirche aktiv - und sagte kurzerhand zu. Innerhalb eines Jahres seien rund 150 tamilische Bürger in die Gemeinde, insbesondere aber nach Hochneukirch, gekommen. "Zu dieser Zeit war die Ausländerfeindlichkeit noch größer. Viele unterstellten den Tamilen Wirtschaftsflucht", erinnert sich Hildegard Kux.

Sie denkt ebenso wenig ans Aufhören wie Ute Schwieren oder Piriya Sentilkumar. Im tamilisch-deutschen Freundeskreis wollen sie weiterhelfen. Denn: "Wer aus seiner Heimat flüchten muss, steht oft vor einer ungewissen und zugleich schwierigen Zukunft", sagt die Hochneukircherin.

(NGZ)
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