Jüchen Trotz Handicap den Wunschjob gefunden

Jüchen · Ein Beispiel für gelungene Inklusion: Die 27-jährige Stefanie Sollbach arbeitet in der Küche das Seniorenheims "Carpe diem" in Garzweiler.

 Für Stefanie Sollbach erfüllte sich ein Wunsch: Sie hat einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz im Seniorenheim "Carpe diem".

Für Stefanie Sollbach erfüllte sich ein Wunsch: Sie hat einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz im Seniorenheim "Carpe diem".

Foto: L. berns

Wenn Stefanie Sollbach (27) ihre Küchenschürze anzieht, dann strahlt sie: Die gebürtige Gladbeckerin übt ihren ersehnten Job als Küchenhilfe im Seniorenpark "Carpe diem" aus. Dort unterstützt sie Küchenchef Ilja Reisson (44) und dessen Stellvertreterin Christina Nolden im Restaurant "Vier Jahreszeiten": Täglich werden in der Garzweiler Einrichtung bis zu 80 Gerichte serviert. Das Besondere für Stefanie Sollbach: Die junge Frau hat eine Lernbehinderung. Zuvor arbeitete sie in der "Werkstatt für Behinderte" in Grevenbroich-Hemmerden, wollte aber "unbedingt ein Praktikum außerhalb der Werkstatt machen". "Arbeit in einem kleinen Team in der Küche ist genau mein Ding", sagt die 27-Jährige.

Stefanie Sollbach gehört zu den Arbeitnehmern mit Handicap, die einen "betriebsintegrierten Außenarbeitsplatz" (biAP) nutzen. Sie bleibt zwar Beschäftigte der "Werkstatt für Behinderte", hat aber einen Job in einem Betrieb auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Damit sie sich nach einem Praktikum auf die ausgeschriebene Stelle als Küchenhilfe bewerben konnte, hat sie Andreas Krah, Integrationsassistent der WfB, unterstützt. Küchenchef Ilja Reisson hat bereits positive Erfahrungen mit diesem Modell gesammelt. "Ich habe mit körperlich oder geistig Behinderten zusammengearbeitet", sagt er. Stefanie Sollbach hätte sich sehr gut in das kleine Team integriert - auch dann, als ein Stromausfall den gewohnten Ablauf der Küche verzögerte.

Sollbach ist in der Gemeinde Jüchen kein Einzelfall: Die Lebenshilfe im Rhein-Kreis Neuss, die 600 Menschen mit Behinderung in ihren Einrichtungen wie der "Werkstatt für Behinderte" beschäftigt, kooperiert seit elf Jahren mit dem Multitechnologie-Konzern 3M. In dessen Hochlager an der Neusser Straße befindet sich eines der Distributionszentren; von dort aus werden Produkte europaweit versandt. "Inzwischen gibt es dort 24 Mitarbeiter mit Behinderung und zwei Gruppenleiter, die sich um Verpackung und Konfektionierung kümmern", sagt Suanne Zolke, Sprecherin der Lebenshilfe.

Um Menschen mit Handicap zu vermitteln, darum kümmern sich bei den Arbeitsagenturen spezielle "Reha-SB-Teams". Sie versuchen, die passende Tätigkeit für diese Bewerber zu finden. "Entscheidend ist dabei auch die Zusammenarbeit mit anderen Stellen wie Integrationsämtern", erläutert Karin Schliffke, Sprecherin der Arbeitsagentur Mönchengladbach. Manchmal seien Probleme einfach zu lösen, etwa durch eine Rampe für einen Rollstuhlfahrer. "Arbeitgeber sind offener geworden, die Akzeptanz ist gewachsen", sagt Schliffke.

Im Seniorenheim "Carpe diem" könnten weitere betriebsintegrierter Arbeitsplätze in den Bereichen Hauswirtschaft oder Haustechnik entstehen, so Heimleiter Christian Schimmelpfennig (31). "Unsere Einrichtung ist noch nicht komplett ausgelastet. Sobald sie das ist, arbeiten hier und hundert Menschen." So wie Stefanie Sollbach: "Ich fühle mich hier sehr wohl", sagt sie und lächelt.

(NGZ)
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