Jüchen Zalando: 1900 Mitarbeiter aus 70 Nationen

Jüchen · Der Online-Versandhändler wächst weiter: Bis 2017 wird das Logistikzentrum im Regiopark fertig ausgebaut. Dann werden dort weit über 2000 Menschen arbeiten. Seit 1. August wird bei Zalando auch ausgebildet. Ein Betriebsrat fehlt weiterhin.

Noch bis Ende des Monats lagert Home24 - ebenfalls ein Firmen-Spross aus dem Samwer-Imperium - Möbel in den beiden Zalando-Hallen, die der Online-Versandhändler bisher nicht selber nutzt. Dann jedoch setzt Zalando zum Endausbau seines Logistikzentrums im Regiopark, dem gemeinsamen Gewerbegebiet von Jüchen und Mönchengladbach, an. Für zweistelligen Millionenbetrag entstehen in den Hallen 4 und 5, die im Zuge der Erweiterung 2014 angebaut wurden, eine weitere Kommissionieranlage ("Pick-Tower") und ein neuartiges Sortiersystem, mit denen die Lager- und die Versandkapazität deutlich erhöht werden.

"Damit geht natürlich auch weiterer Personalaufbau einher", sagt Niederlassungsleiterin Christel Habig. Aktuell arbeiten 1900 Menschen bei Zalando im Regiopark. "Im Herbst knacken wir die 2000er-Marke", sagt Habig. In der Endstufe sollen es bis Anfang 2017 "deutlich über 2000" sein. Der Aufbau ist allerdings endlich: 2017 wird Zalando seine Flächen vollständig nutzen, Expansionsmöglichkeiten gibt es nicht mehr.

Angesichts der gestern in Berlin verkündeten Zahlen fürs zweite Quartal und des weiteren Wachstumskurses ist damit auch klar, dass Mönchengladbach nicht mehr lange das neueste Logistikzentrum von Zalando sein wird. Voraussichtlich in Süddeutschland wird - nach Brieselang (Havelland), Erfurt und Gladbach - ein viertes entstehen, zudem ist ein kleines "Satellitenlager" in Norditalien geplant. Mehrere zehntausend Pakete verlassen das Lager jeden Tag im Durchschnitt, die in 15 verschiedene Länder gebracht werden. "Es gibt zum Beispiel schon Direktfahrten nach Paris, damit wir noch näher an die französischen Kunden rücken", sagt Sprecherin Anja Nord.

Rückt Zalando denn auch näher an Mönchengladbach, oder bleibt es ein Fremdkörper? Besonders in der Anfangszeit war eine "Hire-and-fire"-Mentalität bemängelt worden. Doch Arbeitsagentur und Unternehmen loben die sehr gute Zusammenarbeit. Die Entfristungsquote bei den gewerblichen Mitarbeitern liege mittlerweile bei sieben Prozent, sagt Habig, Tendenz nun monatlich steigend - "weil jetzt immer mehr Mitarbeiter seit zwei Jahren dabei sind". In Erfurt seien bereits 54 Prozent entfristet. Apropos Erfurt: Dort gründete sich Anfang Juni ein Betriebsrat (70 Prozent Wahlbeteiligung), in Brieselang gibt es schon länger einen. In Gladbach noch nicht. "Wir stehen dem Thema positiv gegenüber", sagt Habig. "Aber die Initiative muss von den Mitarbeitern kommen, bisher war das nicht der Fall." Die Linke forderte Zalando diese Woche noch einmal auf, "nun auch alles in die Wege zu leiten, damit ein Betriebsrat am Standort im Regiopark gegründet werden kann", sagt Fraktionssprecher Torben Schultz.

Mitspracherecht gebe es aber auch so, sagt Habig; so sei etwa der Vorschlag, die Samstagsschicht von 23.15 auf 20.15 Uhr zu verkürzen, aus der Mitarbeiterschaft gekommen und umgesetzt worden. Am Arbeitsmarkt jedenfalls ist der Zalando-Effekt deutlich spürbar: Bereits Ende 2014 hatte die Arbeitsagentur 1531 Menschen an die Firma vermittelt, davon zwei Drittel (1013) aus der Stadt, wiederum 688 davon (68 Prozent) hatten zuvor Hartz IV empfangen. Man beschäftigte über 60 Schwerbehinderte, zwölf Prozent der Mitarbeiter seien älter als 55 Jahre, sagt Habig; darunter befänden sich beispielsweise auch etliche frühere "Schlecker-Frauen". Und: 70 Nationen seien bei Zalando im Regiopark vertreten - "vom Kongo über Sri Lanka bis zum Irak und Syrien". Künftig wolle man deswegen auch Sprachkurse anbieten.

"Die Mitarbeiter-Zufriedenheit lag bei der letzten Umfrage bei 85 Prozent", sagt Habig - anonym durchgeführt von einem externen Dienstleister: "Das ist ein stolzes Ergebnis, aber noch ausbaufähig". Erreicht werden soll das unter anderem mit weiteren Sonderzahlungen (zuletzt wurden erstmals Weihnachts- und Urlaubsgeld gezahlt), mit Betriebssport (Zalando finanziert ein Angebot im Rheydter Return-Sportpark) und mit innovativen Teilzeitmodellen. Und mit internen Aufstiegsmöglichkeiten. Seit 1. August bildet Zalando auch aus - zunächst zehn Azubis für IT, Verwaltung und Lagerlogistik.

(NGZ)
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