Jüchen Zeitzeugen erinnern an Neugliederung 1975

Jüchen · Die Zeitzeugen Peter Giesen und Karl-Heinz Ehms berichten, wie vor 40 Jahren aus vier Einzelgemeinden ein völlig neues Jüchen entstand.

 Ratsmitglied Karl-Heinz Ehms (l.) wählte 1975 Peter Giesen (r.) zum ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde. Heute ist Harald Zillikens Chef im Rathaus.

Ratsmitglied Karl-Heinz Ehms (l.) wählte 1975 Peter Giesen (r.) zum ersten Bürgermeister der neuen Gemeinde. Heute ist Harald Zillikens Chef im Rathaus.

Foto: lb

Heute vor 40 Jahren meldete die Neuß-Grevenbroicher Zeitung an dieser Stelle, dass der 53-jährige Peter Giesen vom CDU-Ortsverband Garzweiler in der ersten Ratssitzung der Gemeinde Jüchen zum neuen Bürgermeister gewählt wurde. Peter Giesen ist heute stolze 93 Jahre alt, Ehrenbürgermeister - und natürlich Zeitzeuge der Kommunalen Neugliederung von 1975. Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich die Zusammenfassung von Gemeinden, die in verschiedenen Kreisen des Landes vorgenommen wurde.

Das betraf auch die Orte im heutigen Gemeindegebiet. Heißt konkret: Aus den vier Einzelgemeinden Jüchen, Hochneukirch, Bedburdyck und Garzweiler entstand mit Wirkung zum 1. Januar die heutige Gemeinde Jüchen. Nach den Kommunalwahlen Anfang Mai 1975 folgte die erste Ratssitzung der jungen Gemeinde in der Aula der Hauptschule Hochneukirch, bei der 31 der 38 anwesenden Ratsmitglieder von CDU, SPD und FDP den Christdemokraten Peter Giesen zum ersten Bürgermeister wählten.

Das war ein besonderer Augenblick in der Geschichte der völlig neu strukturierten Gemeinde, an den sich auch noch das damals jüngste Ratsmitglied Karl-Heinz Ehms (heute 69, damals 29 Jahre alt) von der CDU-Fraktion erinnert. Karl-Heinz Ehms, der aus der später aufgelösten Gemeinde Hochneukirch stammt, ist noch heute politisch aktiv - und bezeichnet die Gemeinde Jüchen als seine Heimat.

Doch aus welchem Grund wurde die Kommunale Neugliederung eigentlich nötig? "Es ging in erster Linie darum, die Leistungsfähigkeit zu erhöhen", sagt Bürgermeister Harald Zillikens (damals 16 Jahre jung) und erklärt dies anhand eines Beispiels: "Fast jeder kleine Ort hatte damals eine Grundschule, auf die aber nur entsprechend wenige Schüler gingen." Durch die Zusammenführung wurden die Schulen deutlich leistungsfähiger - ebenso wie die Verwaltungen.

Was also folgte, war eine groß angelegte Umstrukturierung. Aus vier Gemeinden wurde eine Gemeinde. "Der Ortsname von Jüchen wurde gewählt, weil Jüchen zwischen Hochneukirch und Bedburdyck den geografischen Mittelpunkt darstellt und sich außerdem durch die damals noch anstehende Umsiedlung von Garzweiler vergrößern sollte", erklärt Peter Giesen, der von 1961 bis zum Jahresende 1974 Bürgermeister seiner Heimat Garzweiler war. Neuer Verwaltungsstandort war ab sofort das Rathaus an der Odenkirchener Straße, in der Übergangsphase wurden auch die Rathäuser in den Altgemeinden weiter betrieben.

Doppelte Straßennamen (zum Beispiel gab's eine Hauptstraße in Holz und eine in Garzweiler) verschwanden, Stadtpläne wurden geändert - und die Verwaltungsbeamten zogen um. Erstaunlich: "Alles lief geordnet ab, ein Chaos blieb aus", sagt Karl-Heinz Ehms. Heute ist die Kommunale Neugliederung längst Schnee von gestern. "Wer aus den alten Gemeinden kommt und gefragt wird, wo er herkommt, sagt: aus Jüchen", so Harald Zillikens.

(NGZ)
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