Kaarst 1500 Unterschriften gegen den Konverter

Kaarst · Die "Initiative gegen den Konverter Kaarst/Büttgen/Bauerbahn" hat sich vor knapp zwei Monaten aus einer Nachbarschaft in Büttgen heraus gegründet. An Marktständen informieren die Mitglieder über das Vorhaben.

Die Bürgerinitiative gegen den geplanten Stromkonverter erfährt breite Unterstützung aus der Kaarster Bevölkerung. An ihren Marktständen müssen sich die Aktiven nicht rechtfertigen, nur intensiv erklären, worum es eigentlich geht. Der Netzbetreiber Amprion sucht einen Standort für einen Doppelkonverter zur Umwandlung von Wechsel- in Gleichstrom, um Übertragungsverluste auf der "Hochspannungsautobahn" Richtung Süden zu vermeiden. Zu den im gesamten Kreisgebiet ausgemachten potenziellen Grundstücken gehören zwei Flächen nördlich von Kaarst sowie die Bereiche zwischen Büttgen und Holzbüttgen sowie östlich von Büttgen.

Gegründet hat sich die "Initiative gegen den Konverter Kaarst/Büttgen/Bauerbahn" vor knapp zwei Monaten aus einer Nachbarschaft in Büttgen heraus. Der lose Zusammenschluss zählt bislang 15 bis 20 Aktive, die intensiv dem Begehren nachgehen und dafür auf den Wochenmärkten werben. "Inzwischen haben wir auch Mitstreiter in Grefrath und Bauerbahn", sagt Sprecher Jochen Thiel.

Die Kaarster Politik hat sich vor ihrer Sommerpause gegen den Stromkonverter positioniert, doch letztlich entscheidet nicht die Stadt, sondern die Bundesnetzagentur als obere Bundesbehörde über den Standort. "Darum müssen wir dokumentieren, dass die Bürger gegen einen Konverter in Kaarst sind und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden wollen", so Thiel. Bisher konnten rund 1500 Unterschriften gesammelt werden. Thiel sieht in der Akzeptanz in der Bürgerschaft ein wichtiges Entscheidungskriterium.

Welche Dimensionen das Projekt hätte, zeigt die Bürgerinitiative anhand eines Kartenausschnitts des Kaarster Stadtgebiets: Die benötigten 100 000 Quadratmeter Grundfläche würden sich vom Albert-Einstein-Gymnasium über den Stadtpark bis zum Beginn der Langen Hecke erstrecken. Der Flächenverbrauch ist das stärkste Argument für die Bürgerinitiative: "Kaarst ist die bevölkerungsdichteste Kommune im Rhein-Kreis Neuss, die bereits die Belastung durch den Fluglärm hat. Die außerhalb der Bebauung gelegenen Freiflächen benötigen wir für die Naherholung und Landwirtschaft", erklärt Jochen Thiel.

Die Bürgerinitiative sieht es als sinnvoll an, den Konverter dort zu errichten, wo der Strom produziert wird. Im Falle von Windkraft wäre dies an der Nordsee, im Falle von Kohlestrom wären es die Rekultivierungsgebiete oder alte Kraftwerksgelände, die geschlossen werden. Über die weiteren Auswirkungen des Stromkonverters wie Elektrosmog und Lärmemission möchte man nicht mutmaßen. "Es gibt keine Studien, denn eine Anlage mit solchen Dimensionen gibt es hierzulande bisher nicht", sagt Hans-Bert Flock. Auch deshalb fordert die Initiative von der Stadt Kaarst möglichst zeitnah die Einladung zu einer Bürgerversammlung, bei der über die Problematik und den Sachstand unterrichtet wird. Die Unterschriftenliste soll Mitte September an Bürgermeister Franz-Josef Moormann übergeben werden.

(stef)
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