Kaarst 30 Tage lang fasten: Ramadan im Delikatessenladen

Kaarst · Einmal im Jahr wird der Arbeitsplatz für Feinkosthändler Irfan Yildiz zur Herausforderung.

 Irfan Yildiz fastet seit dem 18. Juni. Den ganzen Tag über ist er von kulinarischen Köstlichkeiten umgeben.

Irfan Yildiz fastet seit dem 18. Juni. Den ganzen Tag über ist er von kulinarischen Köstlichkeiten umgeben.

Foto: Lothar Berns

Draußen, auf den Tischen vor dem türkischen Feinkostlädchen am Maubishof, türmen sich an diesem Juli-Vormittag Melonen: riesig groß, grün und saftig. "Genau das Richtige für heiße Sommertage", sagt Irfan Yildiz. Dabei guckt er ein bisschen gequält. Der Kaarster Lebensmittelhändler hat einen echten Traumarbeitsplatz: zwischen Bergen von frischem Obst, Gemüse und exotischen Köstlichkeiten. Doch einmal im Jahr wird genau dieser Arbeitsplatz zur Herausforderung.

Irfan Yildiz ist einer von rund 20 000 Muslimen im Rhein-Kreis, die die 30 Tage lange Fastenzeit leben. Der Ramadan richtet sich nach dem etwa elf Tage kürzeren muslimischen Mondkalender und geht in diesem Jahr bis zum 17. Juli. Zwischen Sonnenauf- und -untergang dürfen die Gläubigen dann nichts zu sich nehmen - kein Essen, keine Genussmittel und auch keine Getränke. Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad ist das besonders hart.

Wie die meisten seiner Glaubensbrüder und -schwestern hat auch Irfan Yildiz von klein auf gelernt, wie das mit dem Verzichten geht. "Mit elf Jahren", sagt er, "habe ich mit dem Fasten angefangen. Kinder starten in der Regel mit einem halben Tag." Während des Ramadans spielt sich ein Großteil des Lebens am späten Abend und in der Nacht ab. Irfan Yildiz fährt gegen ein Uhr morgens zum Großmarkt. Wenn er gegen drei Uhr nach Hause kommt, gibt es noch einmal eine Kleinigkeit zu essen. Dann wird zwei Stunden geschlafen und um sechs beginnt der Tag.

"Die ersten zwei, drei Tage sind besonders schwer", gibt der Kaarster Unternehmer, der 2011 mit seinem Geschäft von der Maubisstraße zum Maubishof zog, zu. "Von da an geht es immer besser." In der Zeit des Ramadans, sagt Yildiz, gehe es um Besinnung und Dankbarkeit. "Ich weiß jetzt wieder, wie sich Hunger anfühlt", sagt er. "Und, was für ein großer Luxus Essen ist."

In acht Tagen, wenn der Ramadan endet, wird es bei Familie Yildiz ein Festmahl geben: Datteln, Linsensuppe, Gemüse, Reis und Fleisch.

(juha)
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