Kaarst Ambulante Versorgung wird wichtiger

Kaarst · Im Seniorenbeirat wurde über Eckpunkt des Sozialplans Alter diskutiert. Fünf Arbeitsschwerpunkte gibt es, auch die Errichtung einer vierten Pflegeeinrichtung und die Etablierung von Treffpunkten für Senioren wurden debattiert.

 Die Gesellschaft auch in Kaarst wird immer älter und braucht neue Impulse, um der künftigen Seniorengenration gerecht zu werden. Ein Weg ist die Stärkung von ambulanter Pflege zu Hause.

Die Gesellschaft auch in Kaarst wird immer älter und braucht neue Impulse, um der künftigen Seniorengenration gerecht zu werden. Ein Weg ist die Stärkung von ambulanter Pflege zu Hause.

Foto: Kreis Mettmann

Treffpunkte, Mobilität, Pflegeunterstützung, Wohnformen und bessere Informationsflüsse - das sind die Kernpunkte des Sozialplans Alter, der in der Sitzung des Seniorenbeirats in Teilen vorgestellt wurde. Anja Gieseking von der Forschungsgesellschaft Gerontologie an der Technischen Universität Dortmund machte deutlich, was auf die Kommunen, aber auch auf die älteren Menschen zukommen wird, worauf sie sich aufgrund des demografischen Wandels einzustellen haben. Und sie stellte die Ergebnisse der fünf Arbeitsgruppen vor, die sich in Kaarst gebildet hatten.

"Bis zum Jahre 2030 wird die Bevölkerung in Kaarst leicht abnehmen, aber es wird doppelt so viele Menschen über 80 geben wie zurzeit", erklärte Gieseking. Eine älter werdende Gesellschaft dürfe jedoch nicht nur negativ gesehen werden: "Viele ältere Menschen wollen und können sich engagieren - einer Umfrage zufolge wären 48,8 Prozent bereit, sich für die Gemeinschaft einzubringen." Die Zunahme ehrenamtlichen Engagements ist unverzichtbar, weil künftig weniger Geld zur Verfügung stehen wird.

Detlef Rath, Leiter des Vinzenzhauses, gab zu bedenken: "Zum 1. Januar nächsten Jahres wird das Pflegestärkungsgesetz in Kraft treten." Es habe den Zweck, die Pflege der alten Menschen in ihren eigenen vier Wänden zu fördern. "Eine Aufnahme in eine Pflegeeinrichtung mit Pflegestufe 1 soll es dann nicht mehr geben. Statt dessen soll die Tagespflege samt ambulanter Versorgung deutlich ausgebaut werden." Die Kostenträger würden darauf achten, dass die ambulante Versorgung Vorrang hat. Rath regte sich vor diesem Hintergrund über die Überlegungen auf, in Kaarst eine vierte Pflegeeinrichtung zu etablieren Er sieht auch keinen Markt für noble Seniorenresidenzen: "In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird das Rentenniveau deutlich sinken."

Ein Problem aus seiner Sicht: "Es wird noch schwerer, geeignetes Personal zu finden. Wir müssen uns überlegen, wo wir die Menschen herkriegen, die im Bereich Pflege und Betreuung arbeiten wollen." Es gelte schon jetzt, die Weichen zu stellen und dieses Berufsfeld attraktiver zu machen. Tendenzen in diese Richtung erkennt Detlef Rath nicht: "In der Politik wird viel heiße Luft vom Stapel gelassen, mehr passiert da nicht."

Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz von der Uni Duisburg-Essen, deren Spezialgebiet die Geragogik ist, das Thema "lebenslanges Lernen", bestäötigte, dass das Thema "Pflege" aus der Schnuddelecke geholt werden müsse. Erforderlich seien Quereinsteiger im semi-professionellen Bereich. Außerdem fehle eine Kultur des bürgerschaftlichen Engagements: "Diese Kultur sollte von der Stadt noch stärker gefördert werden", erklärte Bubolz-Lutz.

Anja Gieseking mahnte, die in den fünf Projektgruppen erarbeiteten Anliegen ernst zu nehmen. Die Gruppe, die sich mit Treffpunkten auseinandergesetzt hat, schlug vor, im Gildezentrum ein Quartier einzurichten. Auch die Jugendzentren und die Pampusschule in Büttgen sollten auch von Senioren genutzt werden können.

Die Gruppe, die sich über die Pflege-Problematik Gedanken gemacht hat, wünscht sich eine Anlaufstelle für ehrenamtliches Engagement und einen Gesprächskreis, in dem sich pflegende Angehörige austauschen können.

(NGZ)
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