Umstrittenes Großprojekt Amprion beharrt auf Stromkonverter in Kaarst

Kaarst · Bei der Antragskonferenz in Neuss bekräftigte der Netzbetreiber Amprion die "Dreiecksfläche" in Kaarst als seine erste Wahl, um den Stromumwandler zu bauen. Kann er dort nicht realisiert werden, wird der Konverter in Dormagen-Gohr gebaut.

 Die Antragskonferenz soll frühzeitig die Öffentlichkeit beteiligen.

Die Antragskonferenz soll frühzeitig die Öffentlichkeit beteiligen.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Aus Sicht von Amprion ist die Sache klar: Der Übertragungsnetzbetreiber hat sich auf die sogenannte Dreiecksfläche in Kaarst als Standort für den geplanten Konverter festgelegt. Das bekräftigte Unternehmens-Sprecherin Joelle Bouillon Montag gegenüber Journalisten im Neusser Dorint Hotel. Nebenan in der Stadthalle war derweil die zweitägige Antragskonferenz für den Ausbau des Stromnetzes zwischen Osterath und Rommerskirchen in vollem Gange. Unter den Teilnehmern: die Kaarster Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus. Sie befürchtet, dass Amprion sich mit seinen Plänen zum Konverter auch gegen der Widerstand der Kaarster Politik durchsetzen könnte, wie sie auf Nachfrage unserer Redaktion sagte. Sie forderte darum ein "ergebnisoffenes Verfahren". Stefan Haines von der Bundesnetzagentur versicherte, dass es keine Vorfestlegung gebe.

 Vertrat Kaarster Interessen: Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus (2.v.l.).

Vertrat Kaarster Interessen: Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus (2.v.l.).

Foto: Berns, Lothar (lber)

Das trifft jedoch allenfalls auf die Behörde zu, die mit der Antragskonferenz die Bundesfachplanung und den förmlichen Beteiligungsprozess eröffnete. Denn Amprion, das zusammen mit TransnetBW die insgesamt 340 Kilometer lange Höchstspannungsleitung "Ultranet" zwischen Osterath und dem baden-württembergischen Philippsburg plant, hat sich voll und ganz auf das Terrain zwischen A 57, Bahnlinie und L 30 an der Stadtgrenze zu Meerbusch eingeschossen. Und die Fläche im vergangenen Jahr erworben. Dabei sieht der Regionalplan hier bislang Kiesabbau beziehungsweise einen Grünzug vor. Eine "Hürde", von der Amprion offenbar glaubt, sie nehmen zu können. Beispielsweise mit einem Zielabweichungsverfahren. Das erfordert zwar die Zustimmung der Stadt Kaarst - die nicht zu erwarten ist -, doch Bürgermeisterin Nienhaus kann nicht ausschließen, dass sich Amprion mit Hinweis auf das Allgemeinwohl und die Bedeutung der Energieversorgung darüber hinwegsetzen könnte.

Für die Kaarster Dreiecksfläche spricht aus Sicht von Amprion, dass der Abstand zur geschlossenen Wohnbebauung mehr als 1800 Meter betrage und eine Anbindung ans Schienennetz gegeben sei, um die Bau-Komponenten für die rund 20 Meter hohen Hallen zu transportieren. Beides trifft auf den Alternativ-Standort Gohr nicht zu, wie Bouillon erklärt.

 Flagge zeigen: Vor Beginn der zweitägigen Antragskonferenz in der Neusser Stadthalle demonstrierten gestern Mitglieder und Sympathisanten der Bürgerinitiative "Kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss" vor dem Tagungsort.

Flagge zeigen: Vor Beginn der zweitägigen Antragskonferenz in der Neusser Stadthalle demonstrierten gestern Mitglieder und Sympathisanten der Bürgerinitiative "Kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss" vor dem Tagungsort.

Foto: L. Berns

Entschieden ist damit aber noch nichts: "Die Antragskonferenz ist der Auftakt zum Planungsverfahren, in dessen Verlauf ein 500 bis 1000 Meter breiter Gebietsstreifen für die Leitung von Osterath nach Philippsburg festgelegt werden soll", erläutert Olaf Peter Eul von der Bundesnetzagentur. Dank der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit bestehe die Möglichkeit, die Planungen zu beeinflussen. Zwar geht es eigentlich nicht um den Konverter-Standort, "aber da das Thema wichtig ist, widmen wir uns ihm an einem Tag", betont Eul.

Wie geht es weiter? Nach dem heutigen Ende der Antragskonferenz erhält Amprion ein "Hausaufgaben-Heft", wie Dirk Franke von der Bundesnetzagentur formuliert. In einigen Monaten geht es in die nächste Runde: Dann stehen Erörterungstermine vor Ort an, bei denen jeder Betroffene eine weitere Gelegenheit erhalten soll, Einwände gegen das Vorhaben vorzubringen.

(NGZ)
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