Kaarst Auf der Suche nach Gewissheit

Donnerstag, 20.30 Uhr - Der Hauptausschuss ist zu Ende. Während Stadtverordnete das Rathaus verlassen, steigt Erster Beigeordneter Sebastian Semmler die Treppe wieder hinauf. Er muss Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus informieren. Soeben hat er erfahren, dass der WDR meldet, der in Frankreich einsitzende terrorverdächtige Saleh A. habe zehn Monate in einem Kaarster Flüchtlingsheim gewohnt. Dass die Terrorgefahr nun auch einen Kaarster Aspekt hat, ist für Semmler ebenso neu wie für die Bürgermeisterin, die aus allen Wolken fällt. Vom Verdacht oder gar Ermittlungen in Kaarst sei nichts bekannt. Zwar sei der Staatsschutz immer mal wieder in den Flüchtlingsunterkünften vorstellig geworden, doch dabei habe es sich bisher ausschließlich um Denunziantentum gehandelt. Das sei zumindest sein Wissensstand, sagt Semmler. Die Rathaus-Chefin will Gewissheit. Sie telefoniert. Doch Erkenntnisse bleiben aus. Semmler hat einen Mitarbeiter ins Rathaus gebeten, um die digitalen Listen der registrierten Flüchtlinge überprüfen zu können. 21.10 Uhr - Ulrike Nienhaus berät sich mit ihrer Pressechefin Sigrid Hecker, da reicht ihr Semmler eine Notiz. Er ist in Kaarst registriert. Zunächst wird der 16. Oktober 2013 bestätigt, gestern Nachmittag aber auf den 26. März 2015 korrigiert. Er hat im Flüchtlingsheim am Bäumchensweg in Vorst gelebt. Dort ist der Syrer immer noch gemeldet, ein Asylverfahren laufe. Auch ein Vermerk wurde gefunden: Er sei nicht immer anwesend. Das passt. A. soll sich, so sagen Mitbewohner, vor Monaten nach Belgien abgesetzt habe, ehe er sich Anfang des Jahres in Frankreich den Behörden stellte.

Dass Kaarst nun in die Berichterstattung über die latente Terrorgefahr einbezogen ist, findet Ulrike Nienhaus "nicht schön". Doch die Bürgermeisterin klingt auch irgendwie erleichtert: "Gut, dass wir nun Gewissheit haben." Jetzt könne sie sich auf viele Fragen der Bürger und Medien vorbereiten.

(lue-)
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