"G & G Studios" in Kaarst Aus dem Keller zum Erfolg

Kaarst · In loser Folge stellt die NGZ die Musik- und Tonstudios der Stadt vor: heute die "G & G Studios".

 Thomas Gesell (hinten) und Willi Grossmann in ihrem Studio unterm Dach. "Das Mischpult wurde in den 90ern mit dem Kran hochgezogen", erzählen sie.

Thomas Gesell (hinten) und Willi Grossmann in ihrem Studio unterm Dach. "Das Mischpult wurde in den 90ern mit dem Kran hochgezogen", erzählen sie.

Foto: lber

Charlie Brown streitet sich mit seiner Schwester Sally. Jedenfalls tut er das, wenn er als Held der Zeichentrickreihe Peanuts über die Bildschirme flimmert. In der Realität kann Charlie Brown das natürlich nicht. Er und all seine Freunde aus der berühmten Serie sind animierte Zeichnungen - ihre Stimmen bekommen sie in einem Kaarster Tonstudio. "Wir haben die neue Serie vertont, die nach dem Peanuts-Film auf den Markt gekommen ist", sagt Willi Grossmann.

Der 60-Jährige betreibt mit Thomas Gesell die G+G Tonstudios an der Broicherdorfstraße. "In diesem Jahr haben wir 35-Jähriges, aber keine Zeit zum Feiern", sagt Thomas Gesell. Denn die G+G Studios sind gut im Geschäft. "Wir haben Projekte für die nächsten drei Jahre", berichtet Gesell und fügt hinzu: "Und wir hoffen, dass es so weiter läuft."

In den G+G Tonstudios werden Filme und Serien synchronisiert. "Für den WDR arbeiten wir an einer Krimi-Serie und haben Trickfilme für den Kinderkanal 'Kika' gemacht", berichtet Willi Grossmann. Doch nicht nur Film- und Fernsehproduktionen werden in dem schlichten Backsteinhof am Rande von Kaarst bearbeitet. Grossmann und Gesell vertonen auch Computerspiele wie etwa das in der Szene weltbekannte Rollenspiel "The Witcher", dessen dritten Teil die G+G Tonstudios vor rund zwei Jahren fertiggestellt haben. Echte Mammut-Aufgaben: "Ein Spielfilm hat rund 1200 Takes, bei einem Computerspiel kommen leicht 40.000 Takes zusammen", erklärt Grossmann. Takes, das sind die von den Sprechern eingesprochenen Sätze, die millimetergenau auf die Lippenbewegungen der Figuren passen müssen. Damit das funktioniert, arbeiten Grossmann und Gesell mit einer Vielzahl freiberuflicher Übersetzer, Autoren und Regisseure zusammen.

Angefangen haben die beiden übrigens mit etwas ganz anderem. "Wir haben zusammen in einer Band gespielt. Unser Probenraum war übrigens im Keller dieses Hauses", erinnert sich Grossmann. Irgendwann sei ihnen dann die Idee gekommen, ein Tonstudio aufzumachen. "Zunächst mehr für den Hausgebrauch. Wir haben Aufnahmen mit lokalen Bands gemacht", so Grossmann. Dann hätten sie Kontakt zum Kaarster Platten-Label BMC Records bekommen. "Damit sind wir ins Profi-Geschäft eingestiegen", erinnert sich Gesell. Die Düsseldorfer Rock-Sängerin Doro Pesch habe ihre ersten Aufnahmen bei ihnen gemacht. Sie produzierten Künstler wie die Gruppe Twenty 4 Seven und stiegen mit Soundconvoy, Mickie Krause und Möhre in das "Spaß-Musik-Geschäft" ein, wie Grossmann und Gesell es nennen. Das Duo hatte aber mit dem Song "French Kiss" ihres Danceprojekts Honesty 69 auch einen eigenen Top- 10-Hit in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

In den 90er Jahren kamen Computerspiele hinzu. Die G+G Tonstudios übersetzten und vertonten Spiele-Klassiker wie "Maniac Mansion 2" oder "Sam & Max". Längst sind sie aus dem Keller heraus und belegen inzwischen alle drei Etagen des Bützgeshofes. "Wir haben uns im wahrsten Wortsinn hochgearbeitet", stellt Gesell schmunzelnd fest. Und das Geheimnis ihres Erfolgs? "Bodenständig bleiben", sagen die beiden unisono.

(NGZ)
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