Kaarst Dehoga zeichnet das Kunstcafé Einblick aus

Kaarst · Als einer von zehn familienfreundlichen Betrieben wird das Kaarster Projekt im Rahmen eines bundesweiten Wettbewerbs in Berlin geehrt.

Wenn der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) am 22. November seinen Branchentag im Berliner Maritim-Hotel begeht, ist eine Delegation aus Kaarst dabei: Brigitte Albrecht, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kunstcafé Einblick, reist in Begleitung von ein oder zwei Mitarbeitern des Integrationsbetriebs in die Bundeshauptstadt. Denn dort wird das Café im Kaarster Ortskern als einer von zehn besonders familienfreundlichen gastronomischen Betrieben präsentiert. Das ist das (vorläufige) Ergebnis eines Wettbewerbs, zu dem der Dehoga in Zusammenarbeit mit dem Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" im Frühjahr aufgerufen hatte. Bei Mitbewerbern aus dem ganzen Bundesgebiet ein beachtlicher Erfolg für das Kaarster Kunstcafé, das keinen Träger hat, sondern sich großteils durch einen Förderverein, Spenden und Patenschaften finanziert.

"Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, eine Bewerbung einzureichen, weil ich uns bei einem bundesweiten Wettbewerb überhaupt keine Chancen ausgerechnet hätte", berichtet Brigitte Albrecht. Kurz vor Ablauf der Frist am 18. März schickte sie dann doch die notwendigen Unterlagen ab: eine Kurzdarstellung des Unternehmens, ausgefüllte Fragebögen über familienfreundliche Maßnahmen, mehrere Fotos sowie Filmaufnahmen von der Farbsprüh-Aktion "Spray-Day" und ein Hinweis auf die Homepage des Cafés. Dann hörte sie zunächst einmal viele Wochen lang nichts mehr. Umso überraschter war die 65-Jährige, als sie kürzlich die Mitteilung erhielt, dass das "Einblick" zu den zehn ausgesuchten Betrieben deutschlandweit gehört, die im November zur Vorstellung nach Berlin eingeladen werden. "Es ist vom Veranstalter vorgesehen, dass dafür demnächst ein professioneller Filmbeitrag über uns gedreht wird", sagt Brigitte Albrecht, die weniger von einem materiellen Preis als vielmehr einem Image-Gewinn für das Kaarster Café, das insgesamt 14 Mitarbeiter - davon acht Menschen mit geistiger Behinderung - beschäftigt. Als Arbeitgeber ist es für sie selbstverständlich, individuelle Wünsche der Mütter und Väter im Dienstplan und bei der Urlaubsplanung zu berücksichtigen. "Bei Engpässen bei der Betreuung können die Kinder mit zum Dienst gebracht werden", erklärt sie, "bei Krankheit der Kinder springen ehrenamtliche Aushilfen ein."

Familienfreundlich ist das 2004 eröffnete Café, das ursprünglich ein "Anhängsel" des Ateliers für Künstler mit Behinderung war, auch seinen Gästen gegenüber. So steht eine geräumige Spiel-"Ecke" zur Verfügung, die dank beweglichen Mobiliars bei größeren Gesellschaften in den Gastraum integriert werden kann. "Vor allem junge Mütter haben oft Probleme, mit ihren Kleinen irgendwohin zu gehen, weil die Kinder schon mal etwas lauter und bewegungsfreudig ist", sagt Albrecht, die selbst Mutter und Großmutter von inzwischen vier Enkeln ist. Sie hat im Kunstcafé darum einiges umgesetzt, was sie selbst vermisste. "Ich glaube, junge Familien schätzen die lebensbejahende, farbige Atmosphäre hier, eine gewisse Lockerheit", vermutet sie, "und die freundliche Bedienung."

(NGZ)
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