Kaarst "Die Dietrich war wie meine dritte Oma"

Neuss · Am 2. November tritt der Chansonnier mit seinem neuen Programm "Geliebte Lieder" im Albert-Einstein-Forum auf.

 Seit 25 Jahren steht Tim Fischer bereits auf der Bühne. Aus diesem Anlass hat er 30 seiner liebsten Lieder in einem Programm zusammengestellt.

Seit 25 Jahren steht Tim Fischer bereits auf der Bühne. Aus diesem Anlass hat er 30 seiner liebsten Lieder in einem Programm zusammengestellt.

Foto: Frank Darius

Herr Fischer, im November kommen Sie mit Ihrem neuen Programm "Geliebte Lieder" ins Albert-Einstein-Forum. Was erwartet die Zuschauer?

Tim Fischer Das Publikum kann sich auf viele neue Lieder, aber eben auch auf einige alte Klassiker freuen, die sich meine Zuschauer bei Konzerten immer wieder wünschen. Das ist eine bunte Mischung von 30 Liedern, Chansons, zum Beispiel von Jaques Brel, natürlich auch die "Rinnsteinprinzessin". Einige der neuen Lieder sind auch mal rockig-poppig, wie "Schöner war's mit Dir", das ich zusammen mit Peter Plate von Rosenstolz aufgenommen habe. Das ist übrigens kein Lobgesang auf eine verflossene Liebe, sondern eher auf ein Lebensgefühl.

War es schwer, 30 Lieder als besonders "geliebte" Lieder auszuwählen?

Fischer Oh ja, wahnsinnig schwer, es gibt so viele tolle Lieder, die es schaffen, eine bestimmte Stimmung zu vermitteln. Ich mag auch die deutsche Sprache unheimlich gerne, ich finde, man kann in ihr wunderbar Gefühle ausdrücken. Ich will gar nicht daran denken, wenn ich mein 40. Bühnenjubiläum feiere und ich wieder Lieder auswählen muss, bis dahin wird es ja noch mehr schöne Lieder geben.

In diesem Jahr feiern Sie erst mal Ihr 25-Jähriges, Sie standen schon mit 14 auf der Bühne. Wie kommt man als Teenager darauf, Lieder von Marlene Dietrich und Zarah Leander zu singen?

Fischer Das hat viel mit meinen beiden Großmüttern zu tun, zu denen ich ein sehr inniges Verhältnis hatte. Sie hatten beide viel gemeinsam mit Marlene Dietrich, sie waren auch sehr mondäne, divenhafte Erscheinungen. Als ich Marlene Dietrich dann als kleiner Junge im Fernsehen gesehen habe, war sie für mich so etwas wie meine dritte Oma – meine Filmstar-Oma. Sie hat einen wahnsinnig starken Eindruck bei mir hinterlassen, ich konnte schon als Kind die Tiefe ihrer Chansons fühlen. Lilli Marleen hat mich besonders beeindruckt und ich wusste: Das will ich auch auf der Bühne singen.

Die FAZ schrieb kürzlich über Sie, Ihnen gelänge das, was kaum noch möglich scheint: Zu singen, ohne zu lügen. Fühlen Sie immer, was Sie singen?

Fischer Ja, das fand ich sehr schön ausgedrückt. Ich versuche zumindest, mir Emotionen, die ich in bestimmten Situationen gefühlt habe, präsent zu halten, ich will immer gegenwärtig sein. Wenn man sich auf der Bühne nicht wirklich in Stimmungen versetzen kann, berührt man die Menschen auch nicht, erreicht man nicht die Herzen. Es geht aber gar nicht darum, dass ich jede Situation, die ich besinge, auch schon mal erlebt haben muss, sondern, dass ich mich in sie hineinversetzen kann. Auch da spielen meine beiden Großmütter wieder eine Rolle, wenn sie traurig waren, habe ich richtig mitgelitten, wenn sie glücklich waren, war ich mit ihnen glücklich.

Sie interpretieren Lieder, komponieren aber nicht selber, warum eigentlich nicht?

Fischer Es ist schon so, dass viele Kollegen selbst schreiben. Ich habe mein Publikum aber derart verwöhnt mit Liedern, die von so großen Könnern geschrieben wurden – ich hätte einfach ein schlechtes Gewissen, wenn ich das jetzt selber machen würde. Das ist ein Bereich, der nicht mein Steckenpferd ist, ich will mich auch nicht mit Komponisten wie Georg Kreisler messen. Ich glaube, es ist auch gar nicht verkehrt, wenn man sich als Sänger eine gewisse Distanz bewahrt, das kann bereichernd sein. Aber wer weiß, vielleicht schreibe ich ja in ein paar Jahren mal was.

Was wollen Sie mit Ihrer Musik erreichen?

Fischer Musik kann eine wahnsinnige Kraft entfalten. Wenn ich an Lilli Marleen denke, da hat die Welt mitten im Krieg den Atem angehalten. Ich fände es schön, wenn die Menschen bei meiner Musik auch ein wenig inne halten, wenn ich vielleicht eine Sehnsucht produzieren kann. Meine Musik soll gleichzeitig Spaß machen, sie soll einfach etwas Gutes sein. Mich macht es am glücklichsten, wenn sich mein Publikum ganz auf die Stimmung und die Emotionen in meinen Liedern einlässt.

SUSANNE ZOLKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(suzo)
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