Kaarst Ein iPad für jedes Ratsmitglied

Kaarst · In der Sommerpause 2016 soll in Kaarst die Umstellung auf eine ausschließlich papierlose Ratsarbeit erfolgen. Politik und Verwaltung erhoffen sich Einsparpotenziale durch weniger Personal- und Sachkosten.

Tablet-Computer anstelle von Papierbergen - so soll in Zukunft das Arbeitswerkzeug der Kaarster Ratsmitglieder aussehen. Die Voraussetzung für "papierlos" ist die Einführung eines entsprechend effizienten Ratsinformationssystems. "Es ist beabsichtigt, in der Sommerpause 2016 auf eine neue Anwendung zur digitalen Ratsarbeit umzustellen", bestätigt jetzt Stephan Adams vom Bürgermeisterbüro. "Dabei ist dann auch vorgesehen, im ersten Schritt allen Ratsmitgliedern die Nutzung eines iPad für die Ratsarbeit anzubieten - alternativ zu den bisherigen Papierunterlagen. Eine Einplanung entsprechender Haushaltsmittel für das Jahr 2016 ist vorgesehen." Die wirtschaftliche Umsetzung, betont Adams, setze allerdings voraus, dass dann ein möglichst großer Teil der Ratsmitglieder auch wirklich bereit sei, auf die bisherigen Papierunterlagen zu verzichten.

Tatsächlich beschäftigt das Thema die Gremien seit Jahren. Zuletzt wurde auf Initiative der SPD im August 2012 ein Beschluss gefasst, der die Verwaltung mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt. Zuvor blieben mehrere Anläufe der Grünen erfolglos. Konsens im Hauptausschuss war es, die digitale Ratsarbeit mit der neuen Wahlperiode ab 2014 einzuführen, doch dazu kam es bis heute nicht. Trotz der Einsparpotenziale durch weniger Personal- und Sachkosten sei der politische Wille bis jetzt nie richtig weiterverfolgt worden, dabei hätten umliegende Städte wie Meerbusch und Grevenbroich das Arbeiten ohne Papier bereits erfolgreich umgesetzt, beklagte das Fünferbündnis (SPD, Grüne, FDP, Zentrum, UWG) im Mai in einer erneuten Anfrage an den Bürgermeister. Die Stadt begründet die Verzögerung mit externen Problemen.

Seit 2013, heißt es im Antwortschreiben an das Fünferbündnis, werde vom Hersteller des bereits bestehenden, über die Internetseite der Stadt erreichbaren Ratsinformationssystems eine Überarbeitung der Internetanwendungen und die Einrichtung einer auf mobilen Geräten nutzbaren App für den Sitzungsdienst eingefordert. Trotz wiederholter Zusicherung, sagt die Stadt, sei bis zum April dieses Jahres keinerlei Entwicklung der angeforderten Anwendungen erkennbar gewesen, weshalb nun nach technischen Alternativen gesucht werde. Unterstützung will sich Kaarst dabei bei den bereits "digitalen" Nachbarkommunen Meerbusch, Grevenbroich und Tönisvorst holen.

Wie viel Geld genau die Umstellung auf eine ausschließliche digitale Ratsarbeit in Kaarst einspart, hat die Verwaltung offiziell noch nicht errechnet. Allein der Posten "Druckkosten", sagt Stephan Adams, sei aber sicherlich erheblich. Auch Personalkosten würden eingespart, weil städtische Mitarbeiter nicht mehr mit dem Kopieren, Frankieren und Versenden von Dokumenten an Ratsmitglieder beschäftigt wären.

Die Stadt Werdohl im Sauerland zum Beispiel hat für sich im vergangenen Jahr errechnet, dass in den sechs Jahren der laufenden Ratsperiode bis 2020 rund 80 000 Euro eingespart werden - Aufwendungen für die iPads, die Software und die Technik drumherum inklusive.

(NGZ)
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