Fall Daniel D. vor Gericht Eltern erfuhren vom Tod des Sohnes aus der Presse

Kaarst · Im Prozess zum "Mord an der Landstraße" haben am Mittwoch in Düsseldorf Autofahrer ausgesagt, die am Tatort Beobachtungen gemacht hatten.

 Das Kreuz hatten die Eltern des Getöteten kurz nach der Tat von einem Bestatter aufstellen lassen. Dabei, das berichtete das Ehepaar D. im Prozess, habe der Angeklagte geholfen. Er sei mit dem Bestatter zum Tatort gefahren.

Das Kreuz hatten die Eltern des Getöteten kurz nach der Tat von einem Bestatter aufstellen lassen. Dabei, das berichtete das Ehepaar D. im Prozess, habe der Angeklagte geholfen. Er sei mit dem Bestatter zum Tatort gefahren.

Foto: lber, dpa

Mit einer Vielzahl von Zeugenaussagen ist am Düsseldorfer Landgericht der Prozess um den sogenannten "Mord an der Landstraße" bei Büttgen fortgesetzt worden. Dabei handelte es sich ausschließlich um Autofahrer, die in der Tatnacht Beobachtungen gemacht hatten. Statt an ein Verbrechen glaubten die meisten an eine einfache Panne. "Ich bin in der Tatnacht gegen 22 Uhr in Grefrath losgefahren", berichtete beispielsweise eine 31 Jahre alte Pferdewirtin aus Kaarst, "da ist mir in dem Kreuzungsbereich der dunkle Audi aufgefallen."

Der Wagen hätte an einer völlig ungewöhnlichen Stelle geparkt. "Ich musste langsam an dem Wagen vorbei. Da habe ich hinter dem Auto eine Person liegen sehen." Die junge Frau rief die Polizei, wendete ihren Wagen und kehrte in die Nähe des Tatortes zurück. Verängstigt blieb sie im Auto sitzen, bis nach wenigen Minuten die Beamten eintrafen. Sie ist für die Staatsanwaltschaft die einzige Zeugin, die vor Ort angehalten hat.

Ungewöhnliche Beobachtungen hatte auch ein Handwerker (40) aus Neuss gemacht. Er war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und entdeckte ebenfalls das unbeleuchtete Fahrzeug, das gegenüber vom Tatort in der Dunkelheit stand. "Mir ist aufgefallen, dass sich der Wagen plötzlich ohne Licht in Bewegung gesetzt hat und Richtung Ampel gefahren ist, das fand ich seltsam." Eine 39 Jahre alte Hausfrau aus Kaarst könnte Täter und Opfer unmittelbar vor dem tödlichen Geschehen beobachtet haben. Sie beschrieb zwei Männer, die mit einer Taschenlampe in der Dunkelheit etwas suchten.

Alles in allem beschwor der zweite Prozesstag gestern deutlich weniger Emotionen herauf als der erste. Am Dienstag hatten die Mutter des Angeklagten und die Eltern des Opfers ausgesagt. Für einen von vielen Gänsehautmomenten sorgte dort die Schilderung der Situation, in der das Ehepaar D. aus der Presse vom Tod seines Sohnes erfuhr. Am Morgen nach der Tat, also am 12. Dezember, habe sie einen Anruf von einer Freundin ihres Sohnes erhalten, erzählte die Mutter im Zeugenstand. "Ich war gerade dabei, Weihnachtsgeschenke für Daniel einzupacken."

Chronik: Der Fall Daniel D.
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Die junge Frau, sagte die 64-Jährige, sei mit ihrem Sohn verabredet gewesen. Als der nicht auftauchte, sei sie zu seinem zu diesem Zeitpunkt bereits versiegelten Haus in Dormagen gefahren. "Sie hat uns angerufen und gesagt, dass irgendetwas passiert sein muss, daraufhin sind mein Mann und ich sofort losgefahren", beschrieb die Korschenbroicherin die Geschehnisse. "Als wir ankamen, war niemand da. Ich bin ums Haus gegangen und habe einen Nachbarn getroffen. Der hat mir auf seinem Handy einen Artikel gezeigt und gesagt: ,Ich glaube, Ihr Sohn ist tot'. Da bin ich dann zusammengebrochen."

Erschlagen: Toter an Kreisstraße gefunden
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Die Frage, warum das Ehepaar D. an diesem Morgen noch nicht von den Geschehnissen der Nacht - die Personalien des Opfers standen bereits kurz nach dem Auffinden der Leiche am späten Abend des 11. Dezembers fest - informiert war, erklärt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold mit den "regulären Abläufen" in solchen Fällen. "Die Mordkommission", sagt Arnold, "hat irgendwann gegen 0.30 Uhr die Arbeit aufgenommen, die Polizeibeamten und die Notfallseelsorge waren um 8 Uhr unterwegs zum Haus der Eltern, die dort aber nicht zu erreichen waren" - weil sich das Ehepaar D. bereits auf dem Weg nach Dormagen befand. Die erste offizielle Pressemitteilung, sagt Arnold, habe die Polizei erst um kurz nach neun Uhr herausgegeben. "Dass die Presse schon vorher berichtet hat, lag da nicht in unserer Hand."

(NGZ)
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