Kaarst Erftverband plant Pilotprojekt in Kaarst

Kaarst · Die 2004 in Betrieb genommene Membranbelebungsanlage am Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal mit soll mit einer sogenannten Faulschlammbehandlungsanlage nachgerüstet werden. Es wäre die erste Anlage dieser Art in Deutschland.

Neue Wege zur Energiegewinnung will der Erftverband einschlagen: "Am Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal soll ein innovatives Vorzeigeprojekt entstehen", verkündete Norbert Engelhardt, Vorstand des Erftverbands, bei der Vorstellung des Jahresberichts. Der Erftverband plant, die im Jahr 2004 in Betrieb genommene Membranbelebungsanlage in Kaarst mit einer sogenannten Faulschlammbehandlungsanlage nachzurüsten. Das Kaarster Klärwerk wird dann die erste Anlage dieser Art in Deutschland sein, die mit dieser Technik arbeiten wird.

Als der Erftverband 2004 auf dem Gruppenklärwerk Nordkanal Membranfilter zur Reinigung von häuslichem Abwasser großtechnisch einsetzte, war die kommunale Kläranlage zu diesem Zeitpunkt die größte weltweit. "Besuchergruppen aus der ganzen Welt haben die Kaarster Anlage besucht, um sich über diese Technik zu informieren", berichtet Bernd Bucher vom Erftverband. Denn es sei eine technische Pionierleistung.

"Bis heute sind Membranbelebungsanlagen in Deutschland nicht stark verbreitet", erklärt Engelhardt. Anders in Spanien, Italien oder auch in China, wo diese Technik weit mehr überzeugt. Auch Engelhardt ist sicher: "Es ist die Zukunft der Klärtechnik." Die Qualität des gereinigten Abwassers sei hygienisch einwandfrei. "Zwar ist es nicht als Trinkwasser geeignet, aber die Qualität ist sogar weit höher als die von Badeseen."

Jetzt plant der Erftverband, der zwischen Kaarst und Mechernich 42 kommunale Klärwerke betreibt, die Membranbelebungsanlage Nordkanal mit einer Faulschlammbehandlungsanlage nachzurüsten, um Energie zu sparen. Mit dieser Methode arbeiten bereits 18 konventionelle Kläranlagen des Verbandes.

Bei der Abwasserreinigung entsteht Klärschlamm, der anschließend in einem Faulturm "ausgefault" werden kann. Bakterien wandeln dabei den Schlamm bei einer Temperatur von 37 Grad Celsius und unter Sauerstoffbeschuss in Biomasse um. Rund 25 Tage dauert dieser Prozess, bei dem Klärgas entsteht. Das wiederum besteht hauptsächlich aus Methan und Kohlendioxid. "Dieses Klärgas nutzt der Erftverband auf 14 seiner Klärwerke zur Wärmegewinnung und Stromerzeugung", erklärt Engelhardt. Der ausgefaulte und entwässerte Klärschlamm werde in der Regel verbrannt.

Da die Membranbelebungsanlage in Kaarst energieintensiver ist als andere Klärwerke, hatte der Erftverband bereits verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um den Energieverbrauch zu senken. So wurden Prozessleittechnik geändert, Maschinen und Aggregate erneuert sowie eine Photovoltaikanlage auf den Dächern des Klärwerks installiert.

Durch die geplante neue Anlage erwartet der Verband eine Reduzierung des externen Strombezugs von über 40 Prozent. Die Kosten für die Nachrüstung der Anlage betragen rund acht Millionen Euro. Das Land übernimmt davon drei Millionen Euro. Bis die neue Technik in Betrieb genommen werden kann, werden 33 Monate vergehen. Derzeit schreibt der Erftverband die Planungs- und Ingenieurleistungen aus.

(BB)
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