Heimatkundliche Schriftenreihe Erste Postagentur in Büttgen nahm 1873 ihre Arbeit auf

Heimatkundliche Schriftenreihe · Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass der Arbeitskreis Heimatkunde der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Büttgen zwei Hefte der heimatkundlichen Schriftenreihe kurz hintereinander herausgibt: Im September erst hatte Reinhold Mohr den zweiten Teil seiner Ausarbeitungen zum Thema "Büttgen in der französischen Zeit" vorgestellt.

Jetzt wurde in den Räumen der Stadtsparkasse Kaarst-Büttgen Heft 24 der Reihe präsentiert. Der Titel lautet "Post und Medaillen in Büttgen und Kaast" und macht deutlich, dass erstmals auch über die Grenzen Büttgens hinaus recherchiert wurde. Joachim Fischer setzte sich mit dem Postwesen auseinander, Dr. Wingolf Scherer widmete sich den Medaillen. "Medaillen machen die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar", gab der Kunsthistoriker Dr. Wingolf Scherer zu verstehen.

Der 77-Jährige, der seit 30 Jahren in Kaarst lebt, hob hervor, dass die Medaillen gerade für Neubürger eine Orientierungshilfe waren. Jede Prägung steht nämlich für ein prägendes Ereignis. Die ersten Medaillen stammen aus dem Jahre 1972 und dokumentieren das 75-jährige Jubiläum der Gemeindesparkasse Büttgen und 50 Jahre Spar- und Darlehnskasse Kaarst.

Beide Geldinstitute brachten 1981 anlässlich der Stadtwerdung von Kaarst eine Medaille heraus, weitere Anlässe waren zehn Jahre Kaarst, 90 Jahre Sparkasse Kaarst-Büttgen, Städtepartnerschaft Kaarst-La Madeleine, der 400. Geburtstag Jan van Werths sowie 1994 die Einweihung des Rat- und Bürgerhauses. Auf insgesamt 17 Seiten geht Dr. Scherer ausführlich auf jede einzelne Medaille ein. Die ersten 122 Seiten hat der in Büttgen lebende Joachim Fischer geschrieben.

Der begeisterte Briefmarkensammler, Jahrgang 1934, der früher als Handelsfachwirt gearbeitet hatte, befasste sich mit der Entwicklung des Postwesens in den vergangenen 150 Jahren. Texte und Bilder stecken voller interessanter Details. Ein Schwerpunkt liegt bei den Stempeln, die in Büttgener und Kaarster Postanstalten verwendet wurden. Selbstverständlich werden auch Sonderstempel vorgestellt.

Der Leser erfährt unter anderem, dass die erste Postagentur in Büttgen im Jahr 1873 eröffnet wurde. Die letzte Posthalterin von Büttgen, Gertrud Müller, gehörte zu den Gästen bei der Vorstellung des Heftes, ebenso wie Paul Dederichs, dessen Familie über drei Generationen untrennbar mit der Postgeschichte von Kaarst verbunden ist. Ein Problem, das es zu lösen galt: "Ich musste frankierte Briefe finden, die in Büttgen aufgegeben wurden und die in Büttgen geblieben sind und dort aufgehoben wurden", so Fischer.

Postgeschichte, das wird schnell deutlich, ist auch ein Stück Heimatgesschichte. Diese Tatsache macht das Heft für alle, die an der Historie der Stadt Kaarst interessiert sind, so lesenswert. Schwarzweißfotos beleuchten längst Vergessenes. So erfährt der Leser, das die Büttgener Postagentur in der Zeit von 1873 bis 1938 im Gebäude an der Bahnstraße 20, unmittelbar neben dem Fahrradgeschäft, untergebracht war. Die Postagentur in Kaarst befand sich im Alten Dorf, heute Kirchstraße 9.

Hier wurde auch der erste Kaarster Fernsprecher in Betrieb genommen. Wer auf den Geschmack gekommen ist: Das Heft 24 ist an diesem Wochenende auf dem Büttgener Spekulatiusmarkt zum Preis von 13 Mark zu haben, außerdem an elf Vorverkaufsstellen im gesamten Stadtgebiet, erstmals auch in Kaarst, und zwar in der Pfarrbücherei St. Martinus und in der Gutenberg-Buchhandlung in den Rathaus-Arkaden.

Helmut Heubes, Leiter des Arbeitskreises Heimatkunde und pensionierter Oberpostrat, blickte in Bezug auf die heimatkundliche Schriftenreihe optimistisch in die Zukunft: Wahrscheinlich im nächsten Jahr kommt ein Heft über die Eisenbahn in Büttgen heraus, außerdem werden die Schulgeschichte sowie die Zeit nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dokumentiert. barni

(NGZ)
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