Leiche an der Landstraße in Kaarst Fall Daniel D.: Zehn Jahre Haft für den Angeklagten

Kaarst · Im Fall Daniel D. hat das Düsseldorfer Landgericht gegen den Angeklagten eine Haftstrafe von zehn Jahren wegen Totschlags verhängt. Der 28-Jährige habe seinen Verwandten nachweislich am Tatabend Mitte Dezember in Kaarst getroffen und ihn mit einem unbekannten Gegenstand erschlagen, sagte der Vorsitzende Richter Rainer Drees vor dem Düsseldorfer Landgericht. Die Beweislage sei eindeutig.

Fall Daniel D.: das Urteil
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Zuvor hatte der Angeklagte am letzten Tag des Prozesses ein Geständnis vor Gericht abgelegt. In einer Erklärung teilte er mit, dass er für den Tod seines Cousins voll verantwortlich ist.

Lange hatte der Angeklagte sich nicht zum Tatvorwurf geäußert. Doch am letzten Prozesstag brach der 28-Jährige sein Schweigen. Er verlas eine Erklärung, die er an seine Tante und seinen Onkel richtete. Der Sportlehrer gab an, dass er während der Zeit in der JVA Selbstmordgedanken gehegt hatte. Es habe Gespräche mit Seelsorgern gegeben. Letztlich sei der Angeklagte zu der Erkenntnis gekommen, dass sein Freitod nichts rückgängig mache könne.

Für den Tod seines Cousins erklärte er sich voll verantwortlich. Er habe seiner Tante und seinem Onkel großes Leid angetan. Es geschehe ihm recht, dass er nun alles verloren habe. Er bereue die Tat zutiefst und erwarte von seinem Onkel und seiner Tante keine Vergebung, sagte der 28-jährige ehemalige Aushilfssportlehrer am Montag vor dem Landgericht Düsseldorf. Ein Motiv nannte er nicht.

Sein Anwalt hatte zuvor erklärt, dass er keinen Freispruch beantragen werde. Ebenso forderte er kein konkretes Strafmaß. Er forderte das Gericht auf, eine "gerechte Strafe" für ihn zu finden. Die Indizien der Ermittler hätten keinen Zweifel an der Tat erkennen lassen, sagte der Verteidiger. Das Gericht verhängte am Montag nun eine Strafe von zehn Jahren wegen Totschlags.

Tatwaffe nicht gefunden

Das späte Geständnis wirkte sich strafmildernd aus. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre gefordert. Sie hatten dem ehemaligen Lehrer vorgeworfen, den Cousin an einer Landstraße bei Kaarst erschlagen zu haben. Die Tatwaffe wurde nicht gefunden. Die Kriminaltechniker stellten aber Blutspuren des Opfers im Auto des 28-Jährigen sicher. Zudem schlugen bei einer Hausdurchsuchung Leichenspürhunde an der Waschmaschine des Mannes an.

"Was das Motiv angeht, so ist vieles denkbar", sagte der Richter und nannte als möglichen Beweggrund "Unregelmäßigkeiten im Studium" des Angeklagten. Wie während des Prozesses herausgekommen war, hatte der 28-jährige Aushilfssportlehrer Leistungsnachweise gefälscht. Auf seinem Computer waren zudem Nacktfotos von Schülerinnen gefunden worden. "Möglicherweise hatte sein Cousin davon erfahren", sagte Drees.

Im Prozess hatten die Eltern mehrfach an den Verdächtigen appelliert, sein Schweigen zu brechen. Der Vater hatte ausgesagt, dass der 28-Jährige und sein Sohn (35) als Cousins eher wie Brüder aufgewachsen seien, "Garten an Garten".

Zum Prozessende appellierte der Richter an den Angeklagten, seinen Verwandten bald mitzuteilen, warum er so gehandelt habe. Die Fragen seien für die Verwandten zu quälend. Der Vater des 35-Jährigen hatte noch am Tat der Urteilsverkündung dazwischengerufen: "Tante und Onkel? Die hat er nicht mehr."

(mit Agenturmaterial)
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