Kaarst Gaspers’ großes Weihnachtsparadies

Kaarst · Seit acht Jahren erfüllt die Wunschbaum-Familie bedürftigen Kindern Herzenswünsche. Die NGZ hat die "Weihnachtsengel" zu Hause besucht.

Wie im Himmel: So beschreibt Thomas Mann in den "Buddenbrooks", wie sich der kleine Hanno fühlt, als er das Weihnachtszimmer betritt. Diesen Eindruck vermittelt derzeit auch das Wohnzimmer der Familie Gaspers aus Holzbüttgen. Ein gewaltiger, bis unter die Zimmerdecke reichender Baum nimmt fast die Hälfte der Fensterfront ein. Er leuchtet, funkelt und glitzert in allen erdenklichen Rottönen. Seit acht Jahren erfüllt die Familie bedürftigen Kindern aus Kaarst mit dem Weihnachtswunschbaum im Rathaus Herzenswünsche. Bei sich zu Hause haben sich die Gaspers' ihr eigenes, ganz privates Weihnachtsparadies geschaffen.

"Den Baum habe ich vor drei Tagen bei einem Kunden geschlagen, dem er zu groß geworden war", erzählt Gärtnermeister Georg Gaspers. "Wir bevorzugen eine Blaufichte, weil dieser Baum etagenförmig wächst, sehr feste Äste hat und viel Schmuck tragen kann", ergänzt er. Dieser Schmuck kann sich sehen lassen. "Der Baum wird immer in klassischem Rot gestaltet", sagt Gaspers. Vor zwei Jahren kam der einmalige Versuch, den Baum nach norwegischem Vorbild puristisch und mit echten Kerzen zu schmücken, nicht gut an.

Deshalb hat Gaspers, für das Aufstellen und Schmücken des Baumes zuständig, auch in diesem Jahr wieder die traditionelle Variante gewählt. Zahlreiche Kugeln in allen Größen und Ausführungen, Schleifen, Zuckerstangen, hauchdünne Glaskerzen und Papierbilder geben sich ein festliches Stelldichein. Aber auch Rehe und Hirsche lugen zwischen den Zweigen hervor.

Martina Gaspers ist für die Dekoration des Hauses zuständig. Unter dem Baum gibt es einen nostalgischen Zug, Schaukelpferde und eine Krippe zu entdecken. "Ich habe einen eigenen Weihnachtskeller", verrät sie. Und den braucht sie auch, denn die Holzbüttgenerin sammelt seit Jahrzehnten geeigneten Schmuck. Alle jemals erhaltenen Weihnachtskarten sind liebevoll in großen Schachteln aufgestellt, ausgediente Adventskalender schmücken die Bilderrahmen.

In jedem Teil des Hauses gibt es antiquarische Kleinigkeiten zu entdecken, die eine adventliche Stimmung zaubern. Eine grüne Girlande, verziert mit Lichterketten und vielen Kleinigkeiten, windet sich das Treppengeländer hinauf, während in der Küche weihnachtliche Teelichthalter gemütliches Licht verbreiten. Alte Kinderbücher zur Advents- und Weihnachtszeit zieren die Anrichte im Wohnzimmer. Nebenan wartet der Esstisch auf die letzte Dekoration. "Ich lasse mir jedes Jahr etwas anderes einfallen", erzählt Martina Gaspers. Die Familie feiert den Heiligen Abend gemeinsam mit drei Generationen. "Zuerst treffen wir uns alle in der Küche, jeder bringt ein Teil des Menüs mit und wir trinken schon mal ein Glas Sekt", berichtet Gaspers.

Irgendwann ertönt ein Glöckchen und die bis dahin zugehängte Wohnzimmertür darf geöffnet werden. Darauf warten nicht nur die beiden Enkelinnen Elina (8) und Lucy (4) gespannt, sondern auch ihre Mutter Katrin Gaspers. "Ich sehe den Baum auch vorher nicht", sagt sie lachend. Anschließend genießt die Familie die Bescherung und das gemeinsame Essen.

Im Advent und zu Weihnachten ist es zu Hause und mit der Familie am schönsten, sind sich alle einig. "Im Alltag ist es oft stressig, da sind Ruhepunkte in der Adventszeit wichtig", sagt Katrin Gaspers. Sie hat viele Bräuche von ihren Eltern übernommen und singt mit ihren Kindern auch am Adventskranz. Sie freut sich, dass ihre Töchter jedes Jahr eine besonders gestaltete Weihnachtskugel von den Großeltern bekommen. Diese wird beschriftet und in eine Vitrine gelegt, so Gaspers.

Georg Gaspers ist froh, wenn er sich in der hektischen Vorweihnachtszeit zu Hause entspannen kann. "Seit zwei Jahren backe ich sonntags Plätzchen", gibt er schmunzelnd zu und ist stolz auf seine Mandelhörnchen. Und wie lange bleibt der nur mit zwei Drähten fixierte Baum stehen? "Bis er nadelt", sagt Gaspers lachend. Das könnte durchaus bis Ende Januar sein.

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