Kaarst Geduld gefragt

Kaarst · Büttgen/Rommerskirchen Eigentlich mangelt es ihnen an nichts im Caritas-Haus St. Elisabeth in Rommerskirchen. Trotzdem wünschen die Senioren aus dem St.-Aldegundis-Altenheim nichts sehnlicher, als so schnell wie möglich wieder nach Büttgen zurückzukommen. Mit den Bauarbeiten in Büttgen soll nach mehrmonatiger Verzögerung noch im Januar begonnen werden.

 An einen Umzug ist zurzeit nicht zu denken. Die Büttgener müssen noch bis 2009 im Seniorenheim Rommerskirchen bleiben (v. l.): Olga Reinhardt, Christa Botermann, Heimleiter Heinz-Werner Vetten, Elisabeth Seifert und Adelheid Wefers.

An einen Umzug ist zurzeit nicht zu denken. Die Büttgener müssen noch bis 2009 im Seniorenheim Rommerskirchen bleiben (v. l.): Olga Reinhardt, Christa Botermann, Heimleiter Heinz-Werner Vetten, Elisabeth Seifert und Adelheid Wefers.

Foto: NGZ

"Wir haben hier alles, was wir brauchen." Elisabeth Seifert (72) musste nach nur einem Jahr ihre Zelte in Büttgen abbrechen und beklagt in Rommerskirchen allenfalls, dass die Einkaufsmöglichkeiten schlechter sind und es nicht so viele interessante Schaufenster gibt wie in Büttgen. Und sie weiß, was Mitbewohner als Vorteil von dem neuen Heim entdeckt haben: "Vielen ist wichtig, dass in ihrem Zimmer noch niemand gestorben ist." Der Tod macht aber um das St.-Elisabeth-Haus keinen Bogen - in dem einen Jahr sind bereits zehn Bewohner aus dem St.-Aldegundis-Heim verstorben; die ersten Todesfälle waren bereits zwei Wochen nach dem Umzug zu beklagen gewesen.

Adelheid Wefers ist rückblickend schon ein wenig verärgert: "Wir hätten noch viel länger in Büttgen bleiben können", gibt die 65-Jährige zu verstehen, die bereits seit 20 Jahren an Multiple Sklerose leidet. Immerhin haben ihr die Geschwister, die Freundin und auch der Sohn aus Kleinenbroich im "fernen Rommerskirchen" die Treue gehalten, lassen sich regelmäßig blicken, nutzen den Shuttlebus-Service der Caritas. "Ich bin auch einige Male in Büttgen gewesen, einmal sogar in meiner Wohnung an der Gladbacher Straße, wo noch meine Möbel drin sind", erzählt die Seniorin, die früher als Hausmeisterin im Büttgener Pfarrzentrum gearbeitet hat, mit ein bisschen Wehmut.

Christine Botermann (86) fällt angenehm auf, dass das Kalte, Sterile des Neuen langsam schwindet. Und Olga Reinhardt, eine äußerst bescheidene Dame, die im März 94 Jahre alt wird, wird nachdenklich, wenn die Rede vom Umzug nach Büttgen ist: "Ich weiß nicht, ob ich das noch erlebe."

Heimleiter Heinz Werner Vetten (52) hat in den vergangenen zwölf Monaten so manchen Liter Sprit gespart: Er wohnt in der Gemeinde Rommerskirchen und fährt mit dem Rad zur Arbeit, "wenn der Wind günstig steht". Mit 55 Senioren aus dem Altenheim St. Aldegundis war er vor ziemlich genau einem Jahr nach Rommerskirchen in das neu errichtete St.-Elisabeth-Haus gezogen. Mittlerweile ist der Neubau mit 80 Bewohnern - 15 Männern und 65 Frauen - voll belegt. "Wir haben im Laufe des Jahres auch neue Büttgener aufgenommen", so Vetten im Gespräch gegenüber der NGZ. Und natürlich auch Senioren aus Rommerskirchen.

Wie vertragen die sich mit den Büttgenern? "Die denken oft, wir werden bevorzugt. Der Eindruck entsteht dadurch, dass das Personal uns ja schon länger kennt", berichtet Elisabeth Seifert. Heinz Werner Vetten weiß zwar, dass nach dem Umzug auf Zeit keine Besucher wegen der Distanz von immerhin rund 30 Kilometern ausgeblieben sind - trotzdem geht er davon aus, dass keiner der Senioren aus Büttgen freiwillig in Rommerskirchen bleiben wird. Auch das Personal wird 2009 allem Anschein nach vollzählig zurück nach Büttgen gehen. Heimleiter Vetten freut sich, dass jetzt endlich mit der Sanierung beziehungsweise dem Neubau in Büttgen begonnen wird: "Die Senioren waren von den Verzögerungen nicht gerade begeistert."

(NGZ)
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