Kaarst Gesellschaftskritik vergnüglich verpackt

Kaarst · Das Kom(m)ödchen-Ensemble begeisterte im AEF mit seinem Programm "Irgendwas mit Menschen".

 Das Kom(m)ödchen-Ensemble gastierte im Einstein Forum.

Das Kom(m)ödchen-Ensemble gastierte im Einstein Forum.

Foto: C. Rolfes

Gesellschaftskritik kann so unterhaltsam sein. Dem Kom(m)ödchen-Ensemble jedenfalls gelingt es immer wieder, aktuelle und wichtige Themen hochvergnüglich zu verpacken, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. So auch im aktuellen Stück "Irgendwas mit Menschen", das die Düsseldorfer Kabarettisten gut eine Woche nach der Premiere vor einem begeisterten Publikum im Albert-Einstein-Forum zeigten. Dabei gelang ihnen ein thematischer Rundumschlag von Banken, Bildungspolitik und Bundestagswahl über Facebook, Fremdenangst und Europäische Union bis hin zu Verschwörungstheoretikern und VW-Skandal. Das alles intelligent und so witzig aufbereitet, dass der Zuschauer sich nie besserwisserisch belehrt, sondern großartig unterhalten fühlte.

Vier Eltern stehen vor der Aufgabe, eine Rede für die Abi-Feier ihrer Kinder zu schreiben. Eine Rede, die alles enthalten soll, was sie der kommenden Generation mit auf den Weg in die Welt geben wollen. Das Problem ist nur: In welche Welt? Denn alle sehen die Realität unterschiedlich. Da kommt es zu heftigen Zusammenstößen zwischen der kontrollsüchtigen Helikopter-Mutter Katharina (Maike Kühl), ihrem leicht verpeilten Kindskopf-Ehemann Nils (Daniel Graf) sowie dem linksliberalen Weltverbesserer Rainer (Martin Maier-Bode) und dem gewinnorientierten Gebrauchtwagenhändler Frank (Heiko Seidel). Die Spannungen zwischen den Akteuren und ihren unterschiedlichen Weltanschauungen haben die Autoren Dietmar Jacobs (schreibt unter anderem für die ZDF-Heute Show und die WDR-Mitternachtsspitzen), Christian Ehring (Extra3) und Martin Maier-Bode in rasante Dialoge gefasst. Thema NRW-Schulwesen: "Schau Dir nur mal die bekritzelten Schultische an." "Das gibt es in anderen Bundesländern auch." "Aber nicht in Sütterlin..." Immer wieder schlüpfen die Darsteller in weitere kleine Rollen - sehr schön: die Stadion-Kommentatoren beim bildungspolitischen Abstiegskampf der Länder - und singen sogar recht passabel mehrstimmig. Mit frechen Seitenhieben wird nicht gespart ("Länder mit Hang zu Diktaturen: Afghanistan, Türkei, Ungarn, Bayern"). Und wenn gar ein sprechender Thermomix auftritt oder der totgeglaubte Elvis und ein Hitler-Klon eine kesse Sohle aufs Parkett legen, ist das zum Brüllen komisch, gleitet aber nie vollends ins Klamaukige ab.

(NGZ)
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