Kaarst Gnadenloser Zynismus im Einstein-Forum

Kaarst · Kabarettist Wilfried Schmickler streute Salz in gesellschaftliche Wunden. Das Publikum war begeistert.

 Wortgewaltiger Prediger: Der Kabarettist Wilfried Schmickler

Wortgewaltiger Prediger: Der Kabarettist Wilfried Schmickler

Foto: crei

Wilfried Schmickler entpuppte sich im ausverkauften Albert-Einstein-Forum wieder einmal als gnadenloser Zyniker und wortgewaltiger Prediger. Der 63-Jährige streut mit Vorliebe Salz in gesellschaftliche Wunden. "Hat die deutsche Kriminalität überhaupt eine Chance gegen die ausländische?" war nur eine der vielen Fragen zum Thema Flüchtlinge.

Seine Wortsalven im Stakkato-Rhythmus verlangten vom Publikum höchste Konzentration. "Es stinkt der See, die Luft ist rein - Björn Höcke muss ertrunken sein". Mit solchen Reimen hatte Schmickler die Lacher auf seiner Seite. Sein vergeblicher Versuch aktuelle Spiegel-Schlagzeilen wiederzugeben, entlarvte die Misere der Informationsgesellschaft: Sie behält nichts. "Der Mensch ist ein analoger Hase und rennt dem digitalen Igel immer hinterher", befand Schmickler und sprach sich ganz klar gegen totale Vernetzung und Datenspeicherung aus.

Für die Langzeitarbeitslosen hatte er auch eine sinnvolle Aufgabe: Sie könnten für den reibungslosen Transport der im Internet bestellten Waren sorgen - durch eine Weitergabe wie die von Sandsäcken. Im "Tagebuch eines Gratwanderers" ließ er seinen Alltag in humorvoller Weise Revue passieren ("Die Hölle ist meine Frisur von hinten"). Ob Donald Trump, die Esskultur bei Ikea in Form von Köttbullar ("Wie lautet eigentlich der Plural - Bullare oder Bullars?"), der Kölner Karneval, Angela Merkel oder die Internetsucht - alle bekamen ihr Fett weg.

Die Ebene der Satire verließ Schmickler bei eindeutigen Aussagen über Banken und die Angst vor Fremden. Hier sprach er Klartext und den Zuhörern aus der Seele. Seine Wortgefechte wechselten mit gelungenen Gesangseinlagen ab. Das begeisterte Publikum belohnte ihn mit lang anhaltendem Applaus.

(keld)
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