Kaarst Grüner Salon diskutiert über Lebensmodelle

Kaarst · Buchautor Werner Kindesmüller und Bio-Landwirt Heinrich Hannen waren Gast der Grünen.

 Heinrich Hannen (l.) und Werner Kindsmüller.

Heinrich Hannen (l.) und Werner Kindsmüller.

Foto: ati

Er ist Kaarster, Abteilungsleiter der NRW-Bank, Vorsitzender des Vereins "Kaarster gegen Fluglärm" und Buchautor. Sein Werk "Insolvenz der Moderne" stellte der Sozialdemokrat Werner Kindsmüller im "Grünen Salon" im Dialog mit Bio-Bauer Heinrich Hannen vor. Der 62-Jährige fordert nicht weniger als den "Bruch mit der kapitalistischen Logik". Sein Credo: "Je länger es so weitergeht wie bisher, desto schmerzhafter wird es. Es gibt kein ,Weiter so'."

Kindsmüller bezeichnet sich als politischen Menschen. An seinem Buch habe er rund zehn Jahre geschrieben. Seine Motivation: "Ich verstand diese Welt einfach nicht mehr. Es war ein Suchprozess. Erst nach sechs bis sieben Jahren war klar, dass ein Buch dabei herauskommen werde." Wachstum sei ein Begriff aus der Natur.

"Und dort ist es endlich", sagte Heinrich Hannen. "Immerwährendes Wachstum in der Ökonomie ist Schwachsinn", erklärte Kindsmüller. Alles werde der ökonomischen Rationalität unterworfen - selbst das Gesundheitssystem. Aber: "Die Spielräume, um Wachstum zu gewinnen, nehmen ab." Der Konsum sei wie eine Droge, sie diene dazu, die Lebensunzufriedenheit zu kompensieren. "Wir sind alle Komplizen dieses Wirtschaftssystems"", erklärte der Autor und stellte folgende Frage in den Raum: "Was sollte uns veranlassen, das zu ändern - die Moderne steckt schließlich in unserer DNA?" Die Frage sei, ob wir eine Demokratie haben, die nur im Wohlstand funktioniert. Gerecht leben, bedeute nicht, in Askese zu leben - aber ohne Überfluss. Kindsmüller erinnerte daran, dass ein Drittel aller produzierten Lebensmittel vernichtet werden. Die Angst lasse uns an dem überholten System festhalten.

Aber er zeigte auch Gründe auf, die die Menschen veranlassen könnten, nach einem besseren System zu suchen. Jeder müsse jedoch hinterfragen, ob er sich nicht ein anderes Bild von Reichtum vorstellen könne. Das neue Wohlstandsmodell soll keine Vergeudung knapper Güter mehr zulassen, in den Mittelpunkt treten statt Prestigegüter in Privatbesitz wie schnelle Autos Gemeinschaftsgüter wie die Stadtteilbücherei - und eine Bildung im Sinne von Zusammenhänge verstehen. Es gehe auch um Begrenzung und Entschleunigung. Das betreffe auch die Politik: "Länger über ein Problem nachzudenken, hat nichts mit Zaudern zu tun", erfuhren die Zuhörer. Nicht alles dürfe zur Ware werden.

(barni)
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