Kaarst Hermann-Josef Maaßen tritt ab

Kaarst · Der Reimredner hat morgen seinen letzten Auftritt - nach 30 Jahren Karneval.

 Hermann-Josef Maaßen hat niemals einen Text abgelesen.

Hermann-Josef Maaßen hat niemals einen Text abgelesen.

Foto: woi

An diesem Wochenende steht er zum letzen Mal auf der Bühne: Reimredner Hermann-Josef Maaßen. Nach 30 Jahren tritt ein Stück Kaarster Karnevalsgeschichte ab. "Irgendwann muss man mal einen Schlussstrich ziehen", sagt der 73-Jährige, der - wie er selbst sagt - als "Spätberufener" zum Karneval gekommen ist. "Den Aape fehlten Redner und der damalige Zugführer meines Schützenzugs brachte mich ins Gespräch", erinnert er sich und weiß auch noch genau, wie er schon rund ein Jahr später in der Mönchengladbacher Kaiser-Friedrich-Halle auf der Bühne stand. "Ich hatte jede Menge Blätter vollgeschrieben. Aber brauchen konnte ich sie nicht - es gab keine Bütt bei der Sitzung und ich konnte die Seiten ja schlecht in der Hand halten", erzählt er. So hielt er seine Rede aus dem Kopf.

"Ich konnte ohnehin alles auswendig. Das war schon als Schüler meine Stärke: Gedichte lernen", sagt er. In den folgenden 30 Jahren hat Maaßen nie etwas abgelesen, seine rund 20 Minuten langen - komplett selbst geschriebenen - Reden in Reimform hat er stets frei vorgetragen. "Das erfordert natürlich eine hohe Konzentration und verbietet jeden Tropfen Alkohol. Erst an Aschermittwoch gönne ich mir wieder ein Glas", so Maaßen. Seine Texte hat er stets bei Spaziergängen mit seinem Hund einstudiert und laut rezitiert. "Und meine Frau musste sie sich immer als erste anhören. Sie ist meine größte Kritikerin", so Maaßen. In seinen Reden ist er in die unterschiedlichsten Rollen geschlüpft ist. "Ich habe den Hobbykoch gegeben, den idealen Ehemann, den jungen Alten und den gestressten Rentner. Ich habe von Klassentreffen und Silberhochzeit erzählt. Nun ist Schluss - ich möchte nicht mal vom Altenheim reden", so Maaßen. Und auch das Publikum bei den Sitzungen habe sich verändert. "Die jüngeren Leute können nicht mehr zuhören. Sie unterhalten sich oder gucken auf ihre Handys. Meine Reden brauchen halt Aufmerksamkeit. Und die Jüngeren wollen oftmals nur noch Action."

Von den 5 Aape hat sich Maaßen schon auf deren Galasitzung verabschiedet. In Düsseldorf-Eller wird er morgen zum allerletzen Mal als Reimredner auftreten. "Es sei denn, ich finde ein Thema, das ich unbedingt verarbeiten muss", sagt er verschmitzt.

(NGZ)
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