Karneval in Kaarst Hoppeditz eckt mit Rede zur Flüchtlingskrise an

Kaarst · Hoppeditz Sandra Litgen nahm am Mittwoch neben dem unterlegenen Bürgermeisterkandidaten Christian Gaumitz, dem VW-Skandal, der Fifa und der geplanten "Ohrenbrücke" in ihrer Rede vor allem die aktuelle Flüchtlingsproblematik aufs Korn. Einige Sätze kamen beim Publikum nicht gut an.

Sandra Litgen in ihrer Rolle als Hoppeditz.

Sandra Litgen in ihrer Rolle als Hoppeditz.

Foto: Berns, Lothar

Zunächst hatten sich nur elf Frauen in der Rathausgalerie eingefunden und warteten auf das Hoppditzerwachen. "Wir sind jedes Jahr dabei, denn unsere Töchter sind bei den Tanzmäusen aktiv", erklärten Christiane Louis und Christina Hops. Auch Horst Neumann war pünktlich vor Ort.

"Hier in Kaarst ist das Ganze viel schöner als in Neuss", erklärte der mit einem Cowboyhut "verkleidete" Rentner. Um 11 Uhr 8 begrüßte Dieter Güsgen, Leiter des Bereichs Kultur und Stadtmarketing, die inzwischen zahlreichen Besucher, von denen sich aber nur wenige in kompletten Kostümen zeigten. "266 Tage ohne Karneval sind genug", befand er und freute sich dann gemeinsam mit der kompletten Verwaltungsspitze über das Auftauchen von Hoppeditz Sandra Litgen.

Diese nahm neben dem unterlegenen Bürgermeisterkandidaten Christian Gaumitz, dem VW-Skandal, der Fifa und der geplanten "Ohrenbrücke" in ihrer Rede vor allem die aktuelle Flüchtlingsproblematik aufs Korn. Sätze wie: "Natürlich finde ich, dass man diesen Menschen helfen muss, aber irgendwann ist doch auch einmal Schluss" oder "Ich möchte nochmals betonen, ich bin keinesfalls fremdenfeindlich eingestellt, aber so manche Entscheidungen in der Flüchtlingskrise sin für mich verkehrte Welt", kamen beim Publikum allerdings nicht gut an. Manche fühlten sich gar an die rechtspopulistische Rhetorik von AfD und Pegida erinnert. Darauf angesprochen sagte Litgen: "Man darf als Hoppeditz seine Meinung frei äußern und der Karneval bietet eine Plattform". Gleichzeitig distanzierte sie sich ausdrücklich von der AfD.

Uschi Baum, erste stellvertretende Bürgermeisterin und Mitinitiatorin der "Kaarster Flüchtlingshilfe" stufte die Rede des Hoppeditz gestern als "nicht geschickt" ein. Aus anderen Äußerungen Litgens sei aber klar hervorgegangen, dass sie nicht fremdenfeindlich sei, so Baum. Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus äußerte sich nicht zu einem möglicherweise entstandenen unguten Eindruck. "Aufgabe des Hoppeditz ist es vor allem, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten", erklärte Stadtsprecherin Sigrid Hecker auf Anfrage unserer Zeitung. "Dabei greift er aktuelle lokal- aber auch weltpolitische Themen auf und stellt diese oft auch bewusst überspitzt dar." Der Hoppeditz, sagt Hecker, sei für den Inhalt seiner Rede selbst verantwortlich, eine vorherige Absprache mit der Verwaltung gibt es nicht und werde es auch nicht geben. "Das käme einer Zensur gleich und würde auch die Bedeutung des Hoppeditzes ad absurdum führen."

Hoppeditz erwacht am 11.11. in Düsseldorf 2015
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11.11.2015: Hoppeditz erwacht in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pzi

Für Ulrike Nienhaus war es der erste Auftritt am "Elften Elften". Leider habe ihr Vorgänger keinen "Karnevalsordner" hinterlassen, beklagte die Bürgermeisterin. Es war ihr aber gelungen, einen "Kaarster Karnevalschor" auf die Beine zu stellen. Mit Hilfe der Verwaltungsspitze und Vertretern der Karnevalsvereine stimmte sie mehrere Lieder an. Tanzgarde und Tanzmäuse der Ersten Kaarster Narrengarde Blau-Gold zeigten Proben ihres Könnens und wurden mit viel Applaus bedacht.

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(juha/keld)
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