Kaarst Ikea-Altstandort - Grundstück mit Chancen

Kaarst · Wie die Fläche nach Umzug des Möbelriesen sinnvoll genutzt wird, diskutierte eine Expertenrunde auf Einladung der Kaarster CDU.

 Zu schade als Gewerbegebiet? "Wir trauen der Fläche viel zu", sagt Berater Reimar Molitor von Region Köln/Bonn und regt bei der CDU-Diskussion ein Nachdenken über einen Strukturwandel des innenstadtnahen Areals an.

Zu schade als Gewerbegebiet? "Wir trauen der Fläche viel zu", sagt Berater Reimar Molitor von Region Köln/Bonn und regt bei der CDU-Diskussion ein Nachdenken über einen Strukturwandel des innenstadtnahen Areals an.

Foto: L. Berns

Wo Ikea ist, soll Gewerbe bleiben - da waren sich die Gäste auf dem Podium und die Zuhörer im VHS-Foyer einig. An der Frage, welche Art Gewerbe an der Düsselstraße angesiedelt werden soll, wenn sich das schwedische Einrichtungshaus Mitte 2017 jenseits des Nordkanals neu ansiedelt, schieden sich jedoch die Geister wieder. "Großflächiger Einzelhandel", etwa in Form eines Elektronikhandels? Kleingewerbe? Oder eine Veranstaltungshalle? Alle Optionen hatten Befürworter wie auch Gegner beim Austausch, zu dem der CDU-Stadtverband in der Reihe "Kaarst diskutiert" eingeladen hatte.

Eins wurde bald klar: Die freiwerdende Fläche unweit der Innenstadt mit hervorragender Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr birgt so viele Chancen, dass eine Entscheidung gut überlegt sein will. "Die dramatische Flächenknappheit entlang der Rheinschiene strahlt auf das Umland aus", sagte Reimar Molitor, der sich als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied von Region Köln/Bonn um Nachnutzungen kommunaler Flächen kümmert. Er zeigte sich begeistert vom Potential des Grundstücks und machte deutlich, dass er eine Fortschreibung der bisherigen Nutzung nicht für die beste Alternative hielte, sich stattdessen beispielsweise eine Bildungseinrichtung vorstellen könne.

 Lars Christoph (3.v.r.) moderierte die engagierte Diskussion, die sich um die Zukunft des bisherigen Ikea-Standortes drehte.

Lars Christoph (3.v.r.) moderierte die engagierte Diskussion, die sich um die Zukunft des bisherigen Ikea-Standortes drehte.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Ein Großmarkt allerdings würde manchem Einzelhändler in der Nachbarschaft besser gefallen, wie Götz Kreßner, Geschäftsführer von Markant Möbel, versicherte: "Wir brauchen einen neuen Frequenzbringer", begründete er, warum ihm ein Elektromarkt lieber wäre als Büros. Zumindest nach aktueller Lage sei dies aber ausgeschlossen, erklärte der städtische Kämmerer Stefan Meuser: Um den Einzelhandel in den Ortszentren zu stützen, habe der Stadtrat großen Handelsmärkten am Stadtrand einen Riegel vorgeschoben. "Nach dem bestehenden Bebauungsplan würden auch Aldi und Lidl heute nicht mehr genehmigt", ergänzte Moderator Lars Christoph, Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat. Auch eine Wohnbebauung komme nicht infrage, weil die Stadt bestehende Gewerbeflächen erhalten wolle.

Als Wirtschaftsförderer schaue er auf die Zahl der Arbeitsplätze im Verhältnis zur Fläche, als Kämmerer außerdem auf das Gewerbesteuerpotential, nannte Meuser seine Prioritäten, mahnte dennoch Nachhaltigkeit an und betonte: "So ein Entscheidungsprozess braucht Zeit."

Aktuell besonders nachgefragt seien Hallenflächen kombiniert mit Büros, wusste Silke Hauser von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Ihr Tipp: Rat und Verwaltung sollten die städtebaulichen Rahmenbedingungen setzen und dann einen Nutzungswettbewerb ausschreiben. In eine ähnliche Richtung ging die Empfehlung von Reimar Molitor: "Holen Sie sich Expertenrat, beziehen Sie alle beteiligten Gruppen in die Überlegungen ein, lassen Sie mehrere Testentwürfe anfertigen - und treffen Sie dann eine politische Entscheidung, ob diese letzte Fläche für Ihre Innenstadt relevant ist", fasste er zusammen und beruhigte dann: "Bisher hat die Stadt alles richtig gemacht und das Grundstück gekauft."

(NGZ)
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