Kaarst Im Johanniter-Stift ist der Bewohner König

Kaarst · Am Sonntag feiert das Seniorenwohnheim zehnjähriges Bestehen. Den Bewohner in erster Linie als Mensch mit Wünschen und Bedürfnissen - und nicht als pflegebedürftigen Patienten - zu sehen, ist oberste Prämisse für die Mitarbeiter.

 Im Johanniter-Stift habe viele Menschen ein neues Heim gefunden. Rosel Band (vorne, sitzend, 1. v.r.) und ihre Mitarbeiter tun jeden Tag ihr Bestes für dieses Zuhause-Gefühl.

Im Johanniter-Stift habe viele Menschen ein neues Heim gefunden. Rosel Band (vorne, sitzend, 1. v.r.) und ihre Mitarbeiter tun jeden Tag ihr Bestes für dieses Zuhause-Gefühl.

Foto: Lothar Berns

Wenn Pepe nicht gerade ein Nickerchen unter dem Schreibtisch von Rosel Band macht, darf er ganz ohne Aufsicht durch das Johanniter-Stift laufen. Entdeckt er eine Gruppe Bewohner, stellt er sich ganz ruhig zur Runde, wartet kurz, tapst dann zwei Schritte nach vorne, streckt die Schnauze etwas vor und kriegt immer seine Streicheleinheiten. Der Rüde gehört zusammen mit Schwester Luna seit langem fest zu dem Seniorenwohnheim, das morgen sein zehnjähriges Bestehen feiert. Dann wird um sie herum viel los sein, aber auch dann werden sie die gewohnte Ruhe bewahren. Bürgermeister Franz-Josef Moormann wird gratulieren, der älteste Bewohner Heinz Drössler (103) ein Gedicht vortragen. Einer kleinen Andacht folgt das gemütliche Beisammensein bei Kaffee und Kuchen.

Das Johanniter-Stift wurde am 1. November 2004 eröffnet. Ein Leitsatz des Hauses besagt: "Der Bewohner bestimmt die Institution". Wenn also mal jemand länger schlafen möchte, bekommt er sein Frühstück halt später. Eine weitere Philosophie lautet: "Was möchte der Bewohner? Wie kann ich das umsetzen? Wer kann mir dabei helfen?". Damit wurde auch schon die Einrichtungsleiterin auf die Probe gestellt. "Direkt am Tag, nachdem die Mitarbeiter diesen Leitsatz formuliert hatten, rief man mich an mit der Bitte, eine Käseplatte zu besorgen", erzählt Rosel Band. Sie bestand den Test.

Den Bewohner in erster Linie als Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen - und nicht als pflegebedürftigen Patienten - anzusehen, ist oberste Prämisse für die rund 100 Mitarbeiter des Johanniter-Stifts. Darüber hinaus gilt, die selbstbestimmte Teilhabe am Alltag im Haus zu fördern. Angebote wie Skat- und andere Spielerunde wurden vom Team angestoßen und haben sich inzwischen zum Selbstläufer entwickelt. Mit täglichen Gymnastikkursen, Singgruppen, Erzählcafé, Literaturkreis, Bastelstunden, Bingo und Tanztee dürfte nie Langeweile aufkommen. Immer mittwochs geht es in großer Gruppe zum Kaarster Wochenmarkt. Zu den besonderen Höhepunkten zählen der Wellness-Nachmittag mit Maniküre und Gesichtsmassage sowie die Ü70-Party alle zwei Wochen. Dann sorgt "Haus-DJ" Lothar Gilges mit einem Musik-Mix von Schlager über Rock'n'Roll und Country bis zum klassischen Walzer für Unterhaltung.

Wie sich die Einrichtung auf die Veränderungen der Gesellschaft einstellt, zeigt sich am besten am 2013 eröffneten Johanniter-Haus speziell für dementiell erkrankte Menschen. Der Anbau beherbergt 24 Einzelzimmer und sechs Stifts-Wohnungen. Die Anlage des großen Sinnesgartens, die Einrichtung eines Fitnessbereichs und der Ausbau des Andachtsraums wurden allein über Spenden finanziert. Das lebensgroße "Mensch-ärgere-dich-nicht"-Spielfeld im Rosengarten wird rege genutzt. Messdiener aus Holzbüttgen legten es dort im letzten Jahr im Rahmen der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Katholischen Jugend angelegt.

(stef)
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