Kaarst Inklusion in Kaarst braucht einen Plan

Kaarst · Das Fünfer-Bündnis will einen schulischen Inklusionsplan erstellen. Direkt und indirekt betroffene Akteure sollen daran gemeinsam arbeiten, eine Prioritätenliste der Maßnahmen aufstellen und Schwerpunktschulen benennen.

Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf haben zurzeit noch nicht das Recht auf einen konkreten Schulwunsch, sondern nur auf das Angebot des gemeinsamen Lernens im Rahmen der "Inklusion". Die Entscheidung für Regel- oder Förderschule liegt zunächst weiterhin bei der Schulaufsicht. Die weitere Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen wird den Anspruch auf Bildung für Menschen mit Behinderungen in einem inklusiven Schulsystem aber weiter stärken. Vor diesem Hintergrund hat das Fünfer-Bündnis aus SPD, Grünen, FDP, Zentrum und UWG den Antrag für einen schulischen Inklusionsplan gestellt. In einem "breit angelegten Beteiligungsprozess" sollen eine Prioritätenliste der Maßnahmen und Schwerpunktschulen mit besonderer räumlicher Ausstattung benannt werden.

"Generell wird die Inklusion bereits heute an unseren Schulen im Alltag gelebt und wahrgenommen", sagt der Erste Beigeordnete Sebastian Semmler. "Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Inklusion müssen Schritt für Schritt geschaffen werden." Dazu gehören die baulichen Anforderungen an die Gebäude, die von der Stadt Kaarst als Schulträger umgesetzt werden müssen, genauso wie die pädagogischen Rahmenbedingungen.

"Die Verfügbarkeit von qualifiziertem Lehr- und Betreuungspersonal sehen wir als Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Inklusion an. Für die Bereitstellung von Fachpersonal ist aber das Land Nordrhein-Westfalen zuständig", sagt Semmler.

Das Fünfer-Bündnis schlägt zur Entwicklung eines Konzepts die Einrichtung einer Arbeitsgruppe "Inklusion an Kaarster Schulen" als zentrales Gremium vor. In dieser Arbeitsgruppe sollen direkte Akteure, aber auch indirekt Betroffene aus allen Bereichen zusammenarbeiten.

Dabei ließe sich bereits von gesammelten Erfahrungen profitieren. Das beste Beispiel für gelebte Inklusion in Kaarst ist die Astrid-Lindgren-Schule in Holzbüttgen: Dort wird seit Jahren der gemeinsame Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern praktiziert. Aktuell besuchen 18 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf die Schule. An der Grundschule Budica ist zum laufenden Schuljahr der gemeinsame Unterricht eingeführt worden.

Die Grundschule Vorst besucht seit diesem Jahr eine Schülerin mit Rollstuhl. Im Zuge der Sanierung des Altbaus wurden eine Rampe und im Sinne der Inklusion Nebenräume für alle Klassenzimmer geschaffen. Ein Farbleitsystem und spezieller Schallschutz ermöglichen die zukünftige Aufnahme von Kindern mit den Förderschwerpunkten "Sehen" sowie "Hören und Kommunikation". An der Stakerseite sind zwei Kinder mit dem genannten Förderbedarf bereits aufgenommen worden.

Die Gesamtschule Kaarst-Büttgen stellt sich seit ihrer Gründung auf Inklusion ein. Zurzeit werden in den fünften Klassen neun Förderschüler zieldifferenziert unterrichtet, zum kommenden Schuljahr werden acht weitere Kinder aufgenommen. Das Albert-Einstein-Gymnasium besuchen zurzeit zwei Schüler mit dem Schwerpunkt "Hören und Kommunikation". Im vergangenen Sommer hat deshalb eine vom Landschaftsverband Rheinland geförderte Umbaumaßnahme für eine bessere Akustik stattgefunden. Das Georg-Büchner-Gymnasium ist mit einem Fahrstuhl bereits jetzt barrierefrei zugänglich.

(stef)
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