Kaarst Jürgen Domian: "Verzagt bin ich nicht"

Kaarst · Der langjährige Nacht-Moderator blickte im Albert-Einstein-Forum auf seine Erfahrungen mit den Menschen zurück.

 21 Jahre lang hat Jürgen Domian seinen Nachttalk moderiert.

21 Jahre lang hat Jürgen Domian seinen Nachttalk moderiert.

Foto: dpa, hka bsc ve tba

Ihm ist nichts Menschliches fremd - dass er selbst ein sympathischer Mensch ist, bewies Jürgen Domian (59) im ausverkauften Albert-Einstein-Forum. 21 Jahre lang (1995-2016) hatte er sich Nacht für Nacht zwischen ein und zwei Uhr in seiner gleichnamigen Sendung - parallel im Hörfunk auf Eins Live und im WDR-Fernsehen ausgestrahlt - den Menschen gestellt, die von sich und ihren Neigungen und Nöten erzählten. Gründe genug, nun in einem locker und doch ernsthaft geführten Zwiegespräch mit Eins Live Moderator Andreas Bursche auf diese Zeit und die damit verbundenen Erinnerungen und Fragen zurückzublicken.

Im pinkfarbenen Sessel sitzend, neben sich eine lebensnahe Nachbildung des legendären Hirschen ("Das ist kein Elch - sieht man am Geweih", erklärte er), erzählte Domian sehr natürlich und erfrischend. "Das Sendungskonzept war einfach und billig: im Grunde kostete das Ganze ein Appel und ein Ei", sagte er. Der damalige Intendant Fritz Pleitgen habe ihm geraten, sich auf dem Boden des Gesetzes zu bewegen, dabei aber so authentisch wie möglich zu sein: "Erzählen Sie von sich!"

Auf diese Weise gelang es Domian, zu jedem Gesprächspartner eine Beziehung aufzubauen. Die großen Lebensthemen wie Sexualität, Liebe und Tod waren Hauptbestandteile der Sendungen. In Einspielfilmen wurden nochmal die außergewöhnlichsten Beispiele gezeigt. "Ich habe eine Menge Neues gelernt - zum Beispiel über Objektsexualität. Für mich gilt die Maxime: Es ist alles erlaubt, was der Person selbst nützt und keinem schadet", so Domian. Der Mensch sei sehr vielschichtig und seine Sendung bot die Möglichkeit, endlich mal über alle Spielarten der Sexualität zu reden. Nicht alles gefiel dem Moderator- die extremen Erfahrungen führten bei ihm zu einem schlechten Menschenbild.

"Aber verzagt bin ich nicht und ein Zyniker ist aus mir auch nicht geworden", beruhigte er. Gesundheitliche Probleme wie Hörstürze zwangen Domian zum Aufhören. Derzeit arbeitet er an einem Roman zum Thema "Dämonen", der im Herbst erscheinen soll. Außerdem wählt er Lappland als monatelangen Rückzugsort zum Schweigen. Einen normalen Tagesrhythmus musste Jürgen Domian erst wieder lernen - klappt aber, wie er versicherte. Die vielfältigen Fragen des Publikums beantwortete er ausführlich und macht dabei nochmal seine Haltung zur aktiven Sterbehilfe klar: "Ich habe keine Angst vor dem Tod, nur vor dem Sterben!" Das Auditorium dankte Domian mit lang anhaltendem Beifall.

(NGZ)
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