Kaarst Kaarster fordert mehr Denkmalschutz

Kaarst · Der Heimatforscher und ehrenamtliche Denkmalpfleger Hans-Walther Gerresheim bemängelt mangelndes Geschichtsbewusstsein in der Stadt. Auf einem Abbruchgrundstück in Vorst hat er Historisches entdeckt.

 Inzwischen ist vom Nilgenhof in Vorst nicht mehr viel zu sehen. Das Gebäude ist abgerissen worden.

Inzwischen ist vom Nilgenhof in Vorst nicht mehr viel zu sehen. Das Gebäude ist abgerissen worden.

Foto: Gerresheim

Es ist ein Stück Stadtgeschichte, das mit dem Nilgenhof von der Kleinenbroicher Straße verschwunden ist - und einem geht das besonders ans Herz: Hans-Walther Gerresheim, Heimatforscher und ehrenamtlicher Denkmalpfleger. "Vor einigen Wochen bin ich zufällig an dem Hof vorbeigekommen. Da waren schon die Bagger da. Ein Teil des Giebels war bereits weg, und das Loch in der Wand gab den Blick auf historisches Fachwerk frei", berichtet er.

 Hans-Walther Gerresheim sorgt sich um Kaarsts Bauzeugen der Vergangen.

Hans-Walther Gerresheim sorgt sich um Kaarsts Bauzeugen der Vergangen.

Foto: dagi

Gerresheim ist verärgert, denn er hätte den Hof gern untersucht. "Es ist ein Vierkanthof, und ich schätze das Fachwerk auf Anfang des 18. Jahrhunderts. Wer weiß, was sich dort noch alles verborgen hat - wir werden es nicht erfahren, weil die Denkmalpflege nicht informiert worden ist." Zwar habe der Hof nicht unter Denkmalschutz gestanden, aber bei einer solch alten Bausubstanz würde sich meist eine Untersuchung lohnen. "Zumal gleich nebenan einst die älteste Wirtschaft von Büttgen stand: ,Op de Eck'.

Sie ist vor rund zehn Jahren abgerissen worden. Ich stieß dort auf historische Gründungsmauern, die sich möglicherweise im Nilgenhof fortgesetzt haben", meint Hans-Walther Gerresheim. Allerdings steht von dem Hof inzwischen nichts mehr. An seiner Stelle werden an der Kleinenbroicher Straße 26 Einfamilienhäuser entstehen. "Im Schuttcontainer habe ich noch eine alte Ulmen-Bohle gefunden und eine Mettlacher Platte. Das sind Bodenfliesen, wie sie Mitte des 19. Jahrhunderts verlegt wurden.

Zu der Zeit ist das Haus offenbar renoviert worden, denn auch die Klinkerfassade zur Straßenseite würde ich etwa auf 1870 datieren", sagt der Heimatforscher. Doch er habe noch mehr im Schutt ausgegraben. "Eine Bodenplatte aus dem späten 18. Jahrhundert, die vermutlich in der Küche lag, und einen Türklopfer, von dem ich annehme, dass er rund 500 Jahre alt ist", sagt Gerresheim. Und er ist sich sicher, Hinweise auf ein Tunnelgewölbe gefunden zu haben.

Der Ehrenamtler bedauert, dass er nicht vom Bauamt informiert wurde, bevor die Abrissarbeiten begonnen haben. "Wir brauchen in Kaarst einen besseres historisches Bewusstsein. Jeder Bau, von dem anzunehmen ist, dass sich dort geschichtlich Wertvolles befinden könnte, sollte vorher von Experten geprüft werden", fordert der Heimatforscher.

Doch die Stadt sah beim Nilgenhof keine Notwendigkeit. "Wenn ein Haus abgerissen wird, muss ein Antrag gestellt werden, dem das Baujahr zu entnehmen ist und Fotos des Objektes beigefügt sind. Sollte unsere Baugenehmigungsbehörde etwas historisch Wertvolles entdecken, wird sofort der Denkmalschutz eingeschaltet", erklärt Stadt-Sprecher Peter Böttner. Auch sei jeder Architekt gesetzlich dazu verpflichtet, zu vermerken, wenn er Schutzwürdiges entdeckt. "Im konkreten Fall des Nilgenhofes haben weder die Prüfungen noch der Abgleich mit der Denkmalliste etwas ergeben", erklärt Böttner.

(NGZ)
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