Kaarst Kabarettist Malmsheimer wortgewandt im AEF

Kaarst · "Dogensuppe Herzogin - ein Austopf mit Einlage" heißt das neue Programm von Jochen Malmsheimer. Der 56-Jährige, der gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mit seinem "Tresenlesen" auch in Kaarst für Furore gesorgt hatte, trat jetzt im ausverkauften Albert-Einstein-Forum auf. Allein der Titel des Programms ließ erahnen, welch Wortspielereien in großer Dichte auf die Zuschauer niederprasseln sollten. Jochen Malmsheimer ist mehr als nur amüsant: Seine Programme sind bereichernd, aber auch nicht ganz einfach zu konsumieren. Umso erfreulicher, dass sich so viele Kleinkunstfreunde jetzt darauf einließen.

 Jochen Malmsheimer bietet anspruchsvolles Kabarett.

Jochen Malmsheimer bietet anspruchsvolles Kabarett.

Foto: hjba

Malmsheimer quittierte den Begrüßungsapplaus mit folgenden Worten: "Ich teile Ihre Begeisterung." Der Mann, dem man neben dem Genie auch immer ein wenig den Wahnsinn anzusehen glaubt, gab zu verstehen, dass sich "der erste Teil unterbrechungsfrei bis zur Pause hinziehen wird". Was als Drohung interpretiert werden könnte, war mehr ein Versprechen - ein Versprechen auf einen anspruchsvollen Abend.

Jochen Malmsheimer schwang die Sprach-Keule so, wie man es von ihm gewohnt ist. Er sollte seine Fans nicht enttäuschen. Der 56-Jährige lässt sich vom Alltag für seine Programme inspirieren - jetzt stand unter anderem eine Busreise nach Venedig im Mittelpunkt. Mit kunstvoll gedrechselter Sprache schilderte er vermeintlich Banales wie die "zähleimige Geräuschmelange" im Bus, das Beige-in-Grau der Mitreisenden, er nimmt das Verhalten von Männern und Frauen unter die Lupe und vergleich sich wenig später mit der Zauneidechse, die bei Bedrohung einen Teil ihres Schwanzes absetzen kann: "So weit bin ich noch nicht", räumte er ein. Männer assoziierte er mit Testosteron. Dazu eine seiner knochentrockenen Bemerkungen: "Testosteron ist für Vieles verantwortlich, ob es für etwas gut ist, wissen wir nicht."

Der Sprachgewaltige nahm auch die mangelhafte Bildung aufs Korn, die er auf die Formel "Dummheit in der Jugend ergibt Blödheit im Alter" brachte. Er nahm sich den Zeitgeist vor, zeigte wenig Verständnis dafür, dass Leute mit Personen telefonieren, die neben ihnen sitzen. Dem Publikum verordnete er gleich zu Beginn ein Handyverbot während der Vorstellung. Sein Befehl: "Auch die Genuss spendende Vibration jetzt ausstellen."

(barni)
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