Kaarst Kammerchor und Solisten zeigen Klasse

Kaarst · Madrigalchor Kaarst und Niederrheinische Sinfoniker mit großem "Paulus"-Oratorium in St. Martinus

 Genau 180 Jahre nach der Uraufführung in Düsseldorf brachte Hans-Michael Dücker das Oratorium "Paulus" in Kaarst zu Gehör.

Genau 180 Jahre nach der Uraufführung in Düsseldorf brachte Hans-Michael Dücker das Oratorium "Paulus" in Kaarst zu Gehör.

Foto: Georg Salzburg

Unter den Vokalkompositionen des 19. Jahrhunderts ragen die Oratorien "Paulus" und "Elias" von Felix Mendelssohn-Bartholdy bedeutungsvoll heraus. Der Madrigalchor Kaarst hat unter der Leitung von Hans-Michael Dücker in einer glanzvollen Aufführung in St. Martinus die Geschichte des Apostels Paulus beleuchtet, deren erster Teil mit der Steinigung des Stephanus beginnt und mit der Bekehrung des Paulus endet.

Der Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" als zentraler Gedanke seiner Erleuchtung erfährt bereits in der Ouvertüre eine Steigerung von den tiefen Streichern bis zu mächtiger Klangfülle. Die überwiegend jungen Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker, oftmals Partner der Kaarster Chöre, folgten Hans-Michael Dücker dabei exzellent und aufmerksam bis zum kraftvollen Ouvertürenschluss. In vielen Chören und Chorälen war der Madrigalchor gefordert, der in einem glänzenden Vortrag die Probenarbeit vergessen ließ. In dramatischen Chören ("Steinigt ihn!") war das Kammerensemble gleichermaßen auf der Höhe wie in besinnlichen Abschnitten ("Siehe, wir preisen selig"), die ebenfalls von homogener Fülle geprägt blieben. Die Klasse des 30-köpfigen Kammerchores zeigte sich vor allem dann, wenn nur die Männer sangen ("Wir haben ihn hören sagen"), und in dem vierstimmigen Frauenchor, der - gestützt von reinen Bläserakkorden - die Worte Jesu wiedergibt. Im zweiten Teil, der vom Wirken des nun bekehrten Paulus erzählt, gelingen dem Chor besonders wirkungsvoll die einleitende Doppelfuge, die geheimnisvolle Frage "Ist das nicht?" und der große fünfstimmige Chor "Aber unser Gott im Himmel".

Zuvor hatte Paulus gefragt "Wisset ihr nicht, dass Gottes Geist in euch wohnet?" Hans Christoph Begemann (Bass) verlieh der Gestalt ein leidenschaftliches Fundament. Gleichermaßen erlesen die Solisten Thomas Iwe (Tenor), Angela Frömer (Alt) und Ute Steinhauer (Sopran), die auch viele Rezitative sang. Ihre herrliche Sopran-Arie "Jerusalem, die du tötest die Propheten" wird in Erinnerung bleiben - genauso wie das ausdrucksstarke Alt-Arioso "Doch der Herr vergisst die Seinen nicht". Schön war, dass Angela Frömer im zweiten Teil einige Chöre im 2. Sopran mitsang. Übrigens: Die Uraufführung des "Paulus" fand genau vor 180 Jahren in Düsseldorf unter der Leitung des Komponisten statt. Sein zweites großes Oratorium "Elias" wird der Chor der Stadt Kaarst am 13. November aufführen.

(NGZ)
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