Kaarst/Dormagen Kies-Firma besteht auf Genehmigung für Abbau

Kaarst/Dormagen · Die Konverterstandortfrage spitz sich zu. Aus Sicht des Kiesunternehmens ACL könnte der Rhein-Kreis sofort grünes Licht zur Auskiesung geben.

 So könnte der Stromkonverter in Kaarst aussehen. Das Modell zeigt das Areal zwischen A 57, Bahnlinie und L 30.

So könnte der Stromkonverter in Kaarst aussehen. Das Modell zeigt das Areal zwischen A 57, Bahnlinie und L 30.

Foto: Amprion

Ginge es nach den Plänen des Kiesunternehmens ACL, wäre die Frage "Kies oder Konverter?" schon längst entschieden. Dann würden auf der vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion als Stromkonverterstandort favorisierten Dreiecksfläche in Kaarst bereits die Bagger rollen, um eine Zufahrtsstraße zum künftigen Kiesabbaugebiet anzulegen. Aus Sicht von ACL ist die Genehmigung zur Auskiesung seit Wochen unterschriftsreif.

Zwar fehlt derzeit noch eine Stellungnahme der Kreiswasserwerke Grevenbroich. "Dabei handelt es sich aber um eine privatrechtliche Angelegenheit zwischen unserem Unternehmen als Grundstückseigentümer und den Kreiswerken", sagt ACL-Prokurist Jörg Wieck. "Deshalb sind wir der Meinung, dass der Rhein-Kreis Neuss ganz unabhängig davon in der Lage ist, die Genehmigung zu erteilen", erklärt Wieck. Beim Verwaltungsgericht Düsseldorf hat ACL in der vergangenen Woche eine Untätigkeitsklage gegen den Kreis eingereicht. "Dabei geht es um die Wahrung unserer Rechte", sagt Wieck.

Im gültigen Regionalplan ist die sogenannte Dreiecksfläche, die an der Stadtgrenze zu Meerbusch, zwischen A 57, Bahnlinie und L 30 liegt, als "Bereich für Sicherung und den Abbau oberflächennaher Bodenschätze" ausgewiesen. Heißt: Dort sollen Sand und Kies gewonnen werden. Diese Zuordnung muss zunächst revidiert werden, ehe das Gelände für einen Stromkonverter genutzt werden kann.

Amprion will in Kaarst auf einer Fläche von 360 mal 270 Metern eine Anlage zur Einbindung der Gleichstromleitung von Osterath nach Baden-Württemberg errichten. Würde die Dreiecksfläche für den Kiesabbau freigegeben, könnte das das Aus für die Konverterpläne in Kaarst bedeuten. Der von Amprion auserkorene Alternativstandort ist Gohr.

ACL fordert in der Klage, dass der Kreis jetzt rasch eine Entscheidung fällt. Parallel zum Verfahren arbeiten ein Ingenieurbüro im Auftrag der Kreiswerke an der noch ausstehenden Stellungnahme zur Linienführung für eine Ersatzwasserleitung. Das ist nötig, weil unter der Dreiecksfläche eine wichtige Transportader nach Meerbusch-Büderich verläuft. Durch die Leitung fließen eine im Schnitt Million Kubikmeter Wasser pro Jahr.

"Wir legen großen Wert auf eine verlässliche und sichere Wasserversorgung", sagt Kreiswerke-Geschäftsführer Stefan Stelten. "Die Leitung ist von uns im Grundbuch gesichert. Trotzdem sind wir dazu verpflichtet, an einer Verlegung mitzuarbeiten. Da geht es dann nicht nur um die technische Machbarkeit, sondern auch um rechtliche Fragen."

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke sieht der Untätigkeitsklage derweil gelassen entgegen. "Selbst wenn eine Genehmigung erteilt wird, heißt das nicht, dass die Auskiesung auch tatsächlich stattfindet", sagte er unserer Zeitung. Dass sich ACL und Amprion derzeit in Gesprächen befinden, bestätigt Jörg Wieck. "Wir müssen ja zeitgleich in alle Richtungen denken", sagt er. "Priorität hat für ACL aber ganz klar der Kiesabbau."

(NGZ)
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