Streit um Stromtrasse in Kaarst Das sollten Sie zum geplanten Konverter wissen

Kaarst · Die neue Stromtrasse, die Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren soll, sorgt seit Jahren für Ärger im Rhein-Kreis Neuss. Hier soll ein riesiger Konverter gebaut werden - was einige Bürger verhindern wollen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Ab 2022 gehen die Kernkraftwerke in Süddeutschland vom Netz. Der Süden der Republik braucht dann neue Energie. Und diese soll durch das "Ultranet" von Nordrhein-Westfalen aus geliefert werden. Über eine 340 Kilometer lange Stromtrasse, die eine elektrische Leistung von 2000 Megawatt übertragen kann, wird vor allem Windenergie in den Süden transportiert. Dazu wird ein Konverter benötigt, der in Kaarst gebaut werden soll.

  • Was ist ein Konverter?

Ein Konverter wandelt Wechsel- in Gleichstrom und umgekehrt um. Danach wird der Strom ins Übertragungsnetz eingespeist. Eine Konverterstation ähnelt im Aufbau einer Umspannanlage. Der Konverter soll die geplante Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, das sogenannte Ultranet, bis ins 340 Kilometer entfernte Philippsburg in Baden-Würtemberg gewährleisten.

  1. Wie groß soll der Konverter sein?

Die Gesamtfläche des für Kaarst geplanten Konverters erstreckt sich über 100.000 Quadratmeter - also umgerechnet 14 Fußballfelder. Davon sind 20.000 Quadratmeter bebaut. Der Konverter darf höchstens 18 Meter hoch sein und kostet mehr als 500 Millionen Euro.

  1. Wer baut den Konverter?

Die Amprion GmbH, eine ehemalige Tochterfirma von RWE, hat von der Bundesnetzagentur den Auftrag erhalten, die Leitungskapazitäten in NRW sicherzustellen. Das Unternehmen beauftragte bereits im Jahr 2015 die Firma Siemens mit dem Bau des Konverters. Insgesamt plant Amprion, bis 2023 rund 2300 Kilometer Hochspannungsleitungen zu bauen. 1460 Kilometer davon sind Wechselstromleitungen, 840 Gleichstromleitungen. Rund 800 Kilometer werden in bestehende Leitungstrassen eingespeist, für die restlichen knapp 770 Kilometer werden neue Trassen gebaut.

  1. Wo soll in Kaarst der Konverter gebaut werden?

Dass der Konverter noch in diesem Jahr kommt, steht fest. Wo er gebaut wird, muss allerdings noch beschlossen werden. Amprion hat bereits in Osterath ein entsprechendes Grundstück gekauft. Allerdings favorisiert das Unternehmen die sogenannte Dreiecksfläche in Kaarst: Diese liegt im Kaarster Norden und umschließt die A57, die L30 Richtung Büderich und die Bahngleise. Die Fläche ist seit 2015 im Besitz von Amprion.

Der Kaarster Biologe Emanuel Kellert hat Bedenken, was die Fläche betrifft. Diese grenzt direkt an ein großes Naturschutzgebiet und sei deshalb nicht für den Bau eines Konverters geeignet, meint der Biologe. "Die Broicher Seite ist ein intensiv genutztes Naherholungsgebiet, ein seit Jahrhunderten nahezu unveränderter Landschaftsraum, der nur 500 Meter vom Konverter entfernt liegt", sagt Kellert. Die größte mögliche Gefahr sieht er in den Transformatoren und den sogenannten Drosselspulen des Konverters, die zum Kühlen und Isolieren mit Öl gefüllt sind. Kellert: "Im schlimmsten Fall können diese Kühlflüssigkeiten austreten und das Grundwasser verseuchen."

  1. Was sagen die Konverter-Gegner?

Guido Otterbein ist strikt gegen den Konverter und hat eigens eine Internetseite erstellt, auf der er gegen den Bau mobil macht. "Der Doppel-Konverter ist ein Pilotprojekt und niemand kann wirklich sagen, was er bringen wird. Es ist noch nicht mal erwiesen, dass diese Technik den geplanten Belastungen im vollen Einsatz dauerhaft standhalten wird. Aktuell bringt der Konverter nur Menschen und Städte gegeneinander auf", sagt Otterbein auf Anfrage unserer Redaktion. Damit widerspricht er Befürwortern, die der Meinung sind, dass der Konverter an der Dreiecksfläche doch weit genug von bebautem Wohngebiet weg stünde. Zudem sorgt sich Otterbein ebenfalls um die Natur. "Die Auswirkungen auf Flora und Fauna sind nur zu vermuten", sagt der CDU-Politiker.

  1. Was sagt Amprion?

Das Unternehmen erklärt: "Beim Bau und Betrieb des Konverters wird Amprion alle gesetzlich festgelegten Grenzwerte und Anforderungen zum Schutz vor gesundheitlichen Gefahren einhalten. Dadurch können wir nach heutigem wissenschaftlichem Kenntnisstand gesundheitliche Auswirkungen ausschließen." Auch beim Thema Lärm macht Amprion deutlich, dass von dem Konverter "in seinem Umfeld nur wenig zu hören" sei. "Absolut geräuschlos können wir die Anlage leider nicht machen", schreibt das Unternehmen weiter. Allerdings verspricht Amprion, die Kühlaggregate und die Transformatoren durch "zusätzliche Schallschutzwände zum Flüstern zu bringen".

(seeg)
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