Kaarst Lesung mit Gudrun Landgrebe lässt im Kopf einen Film ablaufen

Kaarst · "Bonjour tristesse - Bonjour Piaf!" lautet der Titel eines literarisch-musikalischen Programms, mit dem die Schauspielerin Gudrun Landgrebe und die Sängerin Christa Platzer im Albert-Einstein-Forum begeisterten. Es sind nicht nur zwei Jubiläen - die Schriftstellerin Françoise Sagan wäre gestern 80 Jahre alt geworden, Edith Piaf im Dezember 100 -, die Landgrebe auf die Idee brachten, den Roman "Bonjour tristesse" in einen Dialog mit den Liedern der Piaf treten zu lassen. Sowohl der Roman, den Sagan bereits mit 18 Jahren schrieb, als auch die Chansons der Piaf, die schon als 15-jährige Straßensängerin allein durch Paris zog, atmen Melancholie, Leidenschaft und das Lebensgefühl des Frankreich der 50er Jahre.

 Die Schauspielerin Gudrun Landgrebe beeindruckte mit ihrer Lesung aus "Bonjour tristesse".

Die Schauspielerin Gudrun Landgrebe beeindruckte mit ihrer Lesung aus "Bonjour tristesse".

Foto: stei

Landgrebe las den klug gekürzten Text mit kühler psychologischer Distanz und doch so lebendig, dass man die Handlung wie in einem inneren Film erlebte. Es ist die Geschichte der 17-jährigen Cécile, die mit ihrem verwitweten Vater ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben führt und es in vollen Zügen genießt. Die Liebschaften des Vaters sind nichts Ernstes, und der Ernst des Lebens ist fern, in jenem Sommerhaus an der Côte d'Azur. Bis Anne auftaucht, eine Freundin der verstorbenen Mutter. Sie will den Vater heiraten und zur Vernunft bringen.

Das ist der Punkt, an dem Cécile aus ihrer Passivität heraustritt und in einem maliziösen Plan die bisherige Geliebte und die künftige Braut des Vaters wie Marionetten gegeneinander ausspielt. Dass es ein Unfall ist, durch den Anne stirbt, enthebt Cécile einer objektiven Schuld und setzt Vater und Tochter in die Lage, ihr jugendlich-leichtsinniges Leben wieder aufzunehmen.

Folgerichtig setzt Platzer in der Rolle der Piaf den großartigen musikalischen Schlusspunkt mit "Non, je ne regrette rien". Denn nur manchmal im Morgengrauen überkommt Cécile die Erinnerung: "Dann steigt etwas in mir auf, das ich mit geschlossenen Augen empfange und bei seinem Namen nenne: Traurigkeit - komm, Traurigkeit."

(NGZ)
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